Artikel: Der irre Theodor - ein echter Knaller

1. Januar 2003 20:30 Uhr von Allgäuer Zeitung

Ensemble des Kolpingtheaters spielt bei Silvesterpremiere wie aus einem Guss

Marktoberdorf (hu). - Mit dem Schwank in vier Akten 'Der irre Theodor' bereitete die Theatergruppe der Kolpingfamilie Marktoberdorf den Freunden lockerer Unterhaltung am frühen Silvesterabend zwei gemütliche Stunden. Die Akteure erfüllten dabei alle Erwartungen, spielten ihre Parts mit sichtlicher Freude am Darstellen und Ausformen der Rollen. Immer wieder gab es Szenenapplaus und Lachsalven - und schließlich den verdienten Schlussbeifall für das ganze Ensemble. Eigentlich geht es ganz unspektakulär zu im Haushalt des Frühpensionärs Theodor Kohlmayer: Der Hausherr - eigentlich war er noch nie so ganz bei Trost - als Patriarch, Mutter Melanie ('drinnen waltet züchtig das Weib') und Sohn Andreas, der schon fest der Tochter Flora des Kaufmanns Holzapfel versprochen ist. Und dann dieser Skandal: Eine Sexzeitung zeigt im Titelbild den Filius, nackt auf einem Tisch tanzend mit der frechen Lotte aus der Sexy-Bar. Ein herzförmiges Muttermal im Bereich des verlängerten Rückgrates verrät den Lustmolch. Damit die Vermählung mit der Holzapfeltochter und die erwartete reiche Mitgift nicht in Gefahr gerät, behauptet Vater Kohlmayer, er habe mit der frechen Lotte getanzt. Das ist plausibel, weil der Senior an besagter Körperstelle ein ebenso unverwechselbares Identifizierungszeichen vorweisen kann. Allgemeine Bestürzung. Lediglich das Fräulein Flora findet es fantastisch, dass der alte Herr, ihr Schwiegervater in spe, zu so etwas fähig ist - Bussi, Bussi Sarkastisch stellen Vater und Sohn fest, dass nun ein neues Zeitalter beginnen wird, das Trottel-Zeitalter. Bei den Holzapfels besteht dieser Zustand schon länger. Die Mutter eine 'Schwertgosche' und Vater Benjamin, der Volltrottel (ja, wenn du es sagst, habe ich keine Durst mehr).

Die Handlung bekommt dann aber erst noch richtig Fahrt, als die Beiden mit dem herzförmigen Muttermal beschließen: 'Du, Senior, verfällst jetzt dem Irrsinn und bist zeitweise geistig umnachtet. Das erklärt alles und eröffnet überdies ungeahnte Möglichkeiten für amouröse Abenteuer und listige Aktionen, dem einen oder anderen etwas heimzuzahlen'. So ist angerichtet für verbale 'Brüller', Situationskomik, Turbulenz, mimische Glanzpunkte und auch etwas Lokalcolorit - 'tanzen im Marktbrunnen bei Hochwasser mit Doc Holiday'. Das Ensemble spielt wie aus einem Guss. Walter Sirch legt in die Rolle des Theodor Kohlmayer seine ganze schauspielerische Kunst. Claudia Fumian zeigt als seine Frau alle Facetten echter Spielfreude bis hin zu einem umwerfenden Hüftschwung beim Bauchtanz. Der 'Luftikus' Andreas wird von Jürgen Wimmer ebenso überzeugend dargestellt wie die Holzapfeltochter Flora von Corinna Wimmer. Gitti Eichinger geht in der Rolle der Frau Holzapfel völlig auf und setzt noch ein i-Tüpfelchen beim Flirt mit dem irren Theodor. Und da ist noch der 'Volltrottel'! Franz Amberg mimt den unterdrückten Ehemann Holzapfel, der sich diebisch darüber freut, dass, wenn schon nicht er selbst, sich dann wenigstens die Anderen weltlicher Genüsse erfreuen dürfen. Jessica Kuhl tritt als freche Lotte genau so auf und wie sie sich schließlich auf dem Schoß ausgerechnet des verklemmten Volltrottels Benjamin wirft, ist nicht nur am Silvesterabend ein echter Knaller Die Besucher der ausverkauften Aufführung spürten, wie sorgfältig die Akteure ihre Rollen einstudiert und geprobt haben. Zur Spielfreude der Akteure kommt die Einsatzfreude von zwei Dutzend Mitstreitern. Regie und Inszenierung liegen in den bewährten Händen von Sigi Huttner. Das gesamte Team durfte sich über den wirklich verdienten Schlussapplaus und über mehrere Vorhänge freuen. Die Theatergruppe der Kolpingfamilie sollte an der nun schon lieb gewordenen Tradition festhalten und auch künftig 'leichte Kost zum Jahreswechsel' servieren. i Eine weite Aufführung des Stückes 'Der irre Theodor' findet statt am Samstag, 4. Januar, um 20 Uhr im Modeon. Kartenvorverkauf bei der Buchhandlung Pötzl.