Irsee: Der Himmel über Irsee

13. Januar 2009 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
mathias wild

Klausurtagung - Bayern-SPD lässt sich vom Geist des Klosters inspirieren

Beim ersten Mal ist es immer am schönsten, auch für Maria Noichl. "Gigantisch" findet die neue SPD-Landtagsabgeordnete den Anblick, als sie mit einer kleinen Digitalkamera das Kloster einfangen will. Für sie und für einige andere ist es das erste Mal in , bei der Klausurtagung der SPD-Landtagsfraktion. Selbst einmal dort zu arbeiten, ist für jeden bayerischen Sozialdemokraten ein Erlebnis.

Jedes Jahr treffen sich die bayerischen Sozialdemokraten vor den Toren Kaufbeurens, um die Eckpunkte ihrer Politik zu diskutieren. Alles ist wie immer, doch schwebt über der Abtei diesmal der Geist des Wandels. Ihn spürt auch die Abgeordnete Simone Strohmayr. "Die Verhältnisse in Bayern haben sich geändert", sagt sie. Die SPD habe davon aber wieder einmal nicht profitiert. Die Partei müsse jetzt besprechen, woran das gelegen habe.

Irsee ist dafür der richtige Ort. Das Kloster ist in der Öffentlichkeit ein Symbol für die bayerische SPD. "Wir haben damit eine Marke etabliert", sagt Harald Zeidler, Parlamentarischer Berater und seit zehn Jahren Organisator der Klausurtagung. In Zeidlers Büro, zwei Räume neben dem großen Tagungsraum, kommen Faxe an, werden Zeitpläne erstellt, klingelt ständig das Telefon.

Der Ort Irsee ist eine Marke geworden, und doch umgibt ihn eine besondere Aura. "Allein das wunderbare Alpenpanorama sorgt für eine gute Stimmung", sagt Zeidler.

Fraktionschef Franz Maget stimmt wenig später bei der ersten Pressekonferenz der Klausur zu: "Ein Ort, an dem sich gut beraten lässt, der Freundlichkeit ausstrahlt, wie es zur SPD gehört." Ein wenig hofft der entspannt wirkende Maget, dass der genius loci, der Geist des Ortes, sich auf die Ergebnisse niederschlägt. Die CSU hat Wildbad Kreuth, die SPD hat Irsee. Der Fraktionschef kennt das Dilemma: Die Ideen, die hier in der Vergangenheit diskutiert wurden, hatten oft Erfolg. Doch war es die CSU, der die Wähler diese Erfolge zuschrieben.

Rückkehr als Neuling

Paul Wengert kennt die Niederlage nur zu gut. Im vergangenen Jahr hat er seinen Job als Augsburger OB verloren, jetzt ist er zurück im Ostallgäu, wo er zwölf Jahre als Bürgermeister in Füssen arbeitete - übrigens ebenfalls in den Räumen eines aufgelassenen Klosters. Als Politiker ist er ein alter Hase, als Abgeordneter wie Maria Noichl ein Neuling. Doch als Ostallgäuer kennt er Irsee gut, aber sein jetziger Besuch ist anders. "Ich bin gefordert, selbst einen Beitrag zu leisten", sagt Wengert. Die Abgeschiedenheit des Klosters kommt der Arbeit genauso entgegen wie die Atmosphäre. "Es hebt sich ab von einem standardisierten Tagungshotel", so Wengert. "Ich fühle mich hier wohl."

Das spürt auch Florian Pronold. Der Bundestagsabgeordnete und stellvertretende Landeschef ist schon seit Samstag hier, tagte mit dem Landesvorstand der Partei, war täglich zwölf Stunden im Einsatz. Das schlaucht. Jetzt, wo die Landtagsfraktion tagt, sei er nur noch "Zaungast". Deswegen hat er auch Zeit, die Idylle bei einem Winterspaziergang zu genießen, gewärmt von dem roten Schal, den er um seinen Hals geschlungen hat. Draußen steht die Sonne am hellblauen Himmel. Harald Zeidler hat dafür ein Wort: "Irsee-Wetter." "Bayern