Wald/Herings | sg | Es duftet nach Lavendel und nach Thymian. Purpurrot sticht die Echinacea aus dem Beet. Gleich daneben die königsblauen Blüten des Isops, der im Allgäu Josefle genannt und gerne in den Salat gestreut wird. Das feingliedrige Ruprechtskraut, das dem Volksglauben nach alles Böse fernhalten soll, wächst ebenfalls im Kräutergarten von Maria Berkmiller in Herings. Dutzende von Heilpflanzen sind auf ihrem Kräuterhof zu finden. Deren Wirkung erklärt sie bei einer Führung, die sie im Rahmen von Bayerntour Natur in dem Walder Ortsteil anbietet. Und weil das Fest Mariä Himmelfahrt bevorsteht, bindet sie an diesem Tag einer alten Tradition folgend einen Kräuterboschen. Mit all den anderen, die weitere Frauen zu diesem Fest binden, soll er in der Kirche geweiht werden.
In die Mitte jeden Kräuterboschens gehört die Königskerze, deren Heilkraft bei Husten und Bronchitis, aber auch bei Geschwüren wirkt. Maria Berkmiller steckt sie in den kreuzförmig aufgeschlitzten Kohlrabi. Nach unten hängend bindet sie weitere Wurzelgemüse wie Zwiebel, Gelbe und Rote Rüben daran. Dann erst greift sie zu den Kräutern, die sie in üppiger Menge in ihrem Garten geschnitten hat. Auch Blumen finden in dem Boschen Platz.
Ein Muss ist die Rose, die für die Gottesmutter Maria steht, und nahe an die Königskerze gebunden wird. Als eine der bedeutendsten Heilpflanzen muss auch Engelwurz in den Büschel. Aus dem Unterland besorgte Maria Berkmiller Getreideähren. Dann greift sie zu Goldrute und Johanniskraut, Rosmarin und Kunigundenkraut, Steinklee, Himbeere und Haselnuss.
Auch Küchenkräuter wie Borretsch, Maggikraut, Beifuß und Majoran zupft sie in kleinen Zweigen ab und bindet sie mit einem Spagat fest um die Königskerze. Mindestens 20 weitere Kräuter kommen dazu. "Bei jedem Kraut denke ich, für was es hilft oder was ich selbst gut brauchen kann", verrät sie den Zuschauerinnen ihre Gedanken. Immer intensiver steigt ihnen der Duft der Heilpflanzen in die Nase.
Reichtum der Natur in einem großen Strauß

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In dem Strauß - er ist inzwischen auch mit Blumen wie Phlox oder Ringelblume zu üppiger Größe angewachsen - finde sich der Reichtum der Natur, meint Maria Berkmiller weiter. Nach der Weihe verwende sie das Gemüse, das sie zu Beginn nach unten gebunden hat. Dann hängt sie den Boschen kopfüber zum Trocknen auf.
Im Herrgottswinkel in der Stube findet er bis zum nächsten Fest Mariä Himmelfahrt seinen Platz. Er soll vor Krankheit und anderem Unheil, aber auch vor Unwetter schützen. Bei starkem Gewitter, so erzählt die Bäuerin, werfen daher manche den trockenen Boschen ins Feuer.
In der freien Natur sammeln heute weitere Frauen aus Wald ebenfalls Heilpflanzen für weitere Kräuterboschen. Morgen, Freitag, veranstalten der Pfarrgemeinderat und die Kirchenverwaltung Wald ein Kräuterfest. Es findet wegen der Schlechtwetterprognosen allerdings nicht wie geplant im Pfarrgarten, sondern in der Waldhalla statt.