Von Stephan Schöttl, Kaufbeuren - Als der Engländer James Staley Mitte des 19. Jahrhundert das Hochrad erfand, hatte er wohl noch keine Ahnung, welche technische Entwicklung das Zweirad bis zum heutigen Zeitpunkt durchmachen würde. Heute gehört das damals bereits für viele erschwingliche Fortbewegungsmittel ganz selbstverständlich zum Alltag. Auch diese Radsaison werde wieder von bestimmten Zweirad-Typen geprägt, glauben Kaufbeu-rer Fahrrad-Händler. Bereits im Jahr 1897 mussten die Fahrräder, um die Auflagen der Straßenverkehrsordnung zu erfüllen, mit Licht, Bremse und Glocke ausgestattet sein. Dies gehört bei einem Großteil der Räder auch heute noch zur Grundausstattung. Ansonsten haben die Fortbewegungsmittel aber nur noch wenig gemeinsam mit ihren Vorläufern. 'Für Tourenfahrer sind dieses Jahr die neuen Generationen von Trekking- und Wanderrädern zu empfehlen', sagt der Kaufbeurer Fahrrad-Händler Peter Baumann. Mit einem robusten und stabilen Rahmen und bis zu 27 Gängen seien diese Räder für Fahrten mit Anstiegen gedacht. Der 'Verkaufsschlager' in dieser Radsaison sei aber das neuartige Fitness-Bike. 'Man sitzt bequemer im Sattel und hält den Oberkörper nicht mehr bucklig, sondern viel aufrechter', erklärt Baumann. Es sei auch eine ergonomisch gesundere Alternative zu anderen Zweirädern, weshalb Baumann selbst auch auf ein Fitness-Rad baut. 'Eine Sparte, die deutlich im Kommen ist, sind auch die so genannten Cross-Räder', erzählt der Fahrrad-Fachmann weiter. Das typisches Merkmal sei bereits in der Optik zu erkennen: 'Es sieht sportlich aus.' Zudem sei es mit einem Gewicht von rund 11 Kilogramm leicht. Allerdings muss, wer sich für ein Cross-Bike entscheidet, auf den Gepäckträger verzichten. Die Verkaufszahlen des einstigen Trendsetters Mountainbike gehe hingegen weiter zurück. 'Das ist darauf zurückzuführen, dass inzwischen nicht mehr jeder, der das Rad nur für den Arbeitsweg benutzt, gleich ein Mountainbike für notwendig hält', sagt Baumann. Dies bestätigt auch Markus Neuner vom gleichnamigen Zweirad-Fachgeschäft in Kaufbeuren: Bei Jugendlichen führen die Mountainbikes laut Neuner aber weiterhin die Hitliste an. 'Gerade die jungen Radler fahren mit ihren Rädern oft durch steiniges Gelände oder über Randsteine', erklärt er. Aus diesem Grund sei ein Mountainbike für Jugendliche empfehlenswert. 'Wer aber nur durch die Stadt fährt, braucht kein teures Rad. Es reicht ein Fahrrad ab 300 Euro', sagt Neuner. Funktionstüchtig und verkehrssicher muss es für diesen Zweck sein. 'Ein Naben-Dynamo, der bei jeder Witterung funktioniert gehört dabei ebenso zur Ausstattung wie ein nach hinten leuchtendes Standlicht.' Das soll ab Oktober nach den Plänen des Bundesverkehrsministerium Pflicht werden. Allerdings sollen die neuen Sicherheitsanforderungen nur für neue Räder gelten.
Helm dringend notwendig Auch im Bereich des Fahrradzubehörs und Outfits hat sich einiges getan: In den Anfangsjahren der Zweiräder wurde es nicht gerne gesehen, wenn Frauen radelten, denn man hätte zu viel Bein sehen können. Schließlich wurden so genannte 'Bloomers' kreiert, eine Mischung zwischen Pluderhosen und Hosenrock. Das Rad hatte bereits im 19. Jahrhundert Einfluss auf die Mode. 'Inzwischen gibt es von Kopf bis Fuß allerlei Modeaccessoires für Radfahrer', erzählt Neuner. Von speziellen, atmungsaktiven Socken über gepolsterte Hosen bis hin zum Helm. Trotz der Angebotsvielfalt sei aber nur eines dringend notwendig: Der Helm. 'Aber nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene', so Neuner. Häufig sei nämlich zu beobachten, dass Kinder zwar mit Helm unterwegs seien, die Eltern aber ungeschützt nebenherfahren.