Freizeit im Verein: Für Jugendliche wenig interessant. Von Stefanie Heckel Kempten/Oberallgäu Sie spielen Theater und bekämpfen Brände, sie fördern den Sport und pflegen das Brauchtum: Die Vereine sind in Stadt und Land fest verwurzelt. Doch wie steht es dort um den Nachwuchs? Wie gewinnen die Vereine die Jugend, wo strömen die Massen und wo klaffen Lücken? Die Allgäuer Zeitung geht dieser Frage in mehreren Artikeln nach. Heute ist der Bereich 'Spiel' Thema.
An der Rennstrecke bei der Nordbrücke herrscht angespannte Stimmung; Männer schrauben geschäftig an winzigen Miniatur-Autos und prüfen ein letztes Mal alle Details. Dann ertönt das Startsignal und schon jagen ferngesteuerte Flitzer über die Fahrbahn. Der 'Off-Road-Mini-Car-Club' (ORMCC) veranstaltet ein Rennen auf der clubeigenen Bahn. Was dem Verein fehlt der Nachwuchs. 'Seit etwa zehn Jahren springen immer mehr Jugendliche ab', bedauert Thomas Jakob vom ORMCC. Als Grund vermutet er die Fülle an neuen Freizeitangeboten. 'Der Computer ist unser stärkster Konkurrent: Viele gehen nicht mehr aus dem Haus, sondern sitzen stundenlang vorm PC.' Um das zu ändern, gebe es regelmäßig Jugendmeisterschaften im ORMCC.
Begeisterung lässt nach
Auch beim Kemptener Schach-Club fehlen die Jugendlichen. 'Es ist zwar noch kein echtes Problem, doch auch wir spüren, dass immer weniger junge Leute zu uns kommen', erzählt Ferdinand Krafft. Von den 40 Mitgliedern des Vereins sind acht unter 18 Jahren. Der Club startet deshalb regelmäßig Aktionen für die Jüngeren: Es gebe offene Jugend-Wettkämpfe, bei denen jeder spontan mitmachen könne, erklärt Krafft. Doch ließe bei vielen die anfängliche Begeisterung schnell wieder nach.
Bei den Wiggensbacher 'Foto-Freunden' macht man sich um den Nachwuchs weniger Sorgen. 'Zwar spricht ein kostspieliges Hobby wie das Fotografieren die Jugendlichen nicht sehr an, doch wir können mit zehn Mitgliedern unter 25 Jahren recht zufrieden sein', erzählt Manfred Köhler von den 'Foto-Freunden'. Mit Wettbewerben und Jugendabenden soll aber einer möglichen Wende vorgebeugt werden.
Ähnlich sieht es auch beim Deutschen Amateur Radio Club in Kempten aus. 'Es kommt kaum Nachwuchs nach', sorgt sich Vorstand Friedrich Faber. In diesem Verein gibt es sieben jugendliche Mitglieder, das jüngste ist 16 Jahre alt. Jetzt will der Radio Club eine eigene Jugendgruppe bilden, um den Interessen der Halbwüchsigen besser gerecht zu werden. Faber schätzt, dass vor allem zwei Dinge schuld an so wenig Nachwuchs sind: 'Bei uns braucht man technisches Wissen und Erfahrung. Das schreckt viele ab, die das Hobby nicht schon durch Familienmitglieder kennen.' Außerdem hätten sich die Interessen der Jugendlichen durch Computer und Trendsportarten immer mehr verändert.
Werbung mit Handzettel
Um den Nachwuchs bei Briefmarken-Sammlern fürchtet auch Gertrud Vahlbruch vom Kemptener Philatelisten-Verein. Deshalb rief sie gemeinsam mit dem Verein der Briefmarken-Freunde eine Jugendgruppe ins Leben. Etwa zwölf Jugendliche besuchen mit Vahlbruch verschiedene Briefmarkenbörsen, arbeiten an Ausstellungen mit und tauschen sich einmal im Monat über ihre Erfahrungen aus. 'Die Arbeit mit den Jugendlichen macht so viel Spass', schwärmt die Rentnerin und will auch in Zukunft daran festhalten. Deshalb verteilt sie Handzettel und lädt Jugendliche zu den Treffen ein.
Von einer eigenen Jugendgruppe kann der Kemptener Skat-Club dagegen nur träumen: Das jüngste Mitglied ist 29 Jahre alt. 'Wir haben soviel versucht', berichtet Hans Zikofsky resigniert. Ob Zeitungsberichte oder Schnupperkurse es half alles nichts. Doch was hält die Jugendlichen fern? 'Skat liegt bei der Jugend nicht im Trend', bedauert Zikofsky.