Am Ende wurde die große Big Box fast zu einem Wohnzimmer: Der belgische Pop-Star Milow scharte für die Zugaben seines Konzerts seine Mitmusiker um ein einziges Mikrofon. Mit Gitarre, Ukulele, Trommel, einem sachte verstärkten E-Bass und mehrstimmigem Gesang sorgten er und seine Band noch einmal für Gänsehaut bei vielen der rund 4000 Besucher.
Und Marlon Roudette, der Star aus dem Vorprogramm, durfte beim Milow-Hit "She might, she might" noch einmal an der Steel-Drum zaubern. Es war ein erstaunlicher Abend. Denn wer Milow, der mit bürgerlichem Namen Jonathan Vandenbroeck heißt, von seinen Alben her kannte, hätte vielleicht ein eher ruhiges Konzert erwartet. Doch weit gefehlt. Der 30-Jährige entpuppte sich als sympathischer Performer, der die Fans immer wieder mitriss und in die Show miteinbezog. Da wurden leuchtende Handys im Takt geschwungen und da wurde ausgiebig im Rhythmus geklatscht. Milow selbst gönnte sich später sogar noch ein Bad in der Menge. Und natürlich schoss er auch wieder ein Foto von jubelnden Fans, das er später auf seine Homepage stellte.
Leise, melancholische Note
Griffige Melodien, die immer wieder zum Mitsummen oder -singen verleiten, zeichnen die Songs des Belgiers aus. Sie pendeln zwischen Folk, Country, Pop und Rock. Ihre Grundstimmung ist unbeschwert und heiter. Über aller guten Laune liegt bei Milow jedoch immer auch eine leise, melancholische Note. Etwa wenn sich seine Texte um die grauen oder dunklen Seiten des Lebens drehen, um Missverständnisse, um Abschiednehmen, das Älterwerden oder um den verstorbenen Vater (wie in 'Son' oder 'KGB').
In der Big Box macht die vierköpfige Band phasenweise richtig Druck. Akzente setzt dabei der versierte und vielseitige Saitenspezialist Tom Vanstiphout an diversen Akustik- und E-Gitarren. Ein Flamenco-Solo-Instrumentalstück mündet in den Milow-Hit 'You don’t know'.
Und auch seiner Keyboarderin und Background-Sängerin Nina Babet überlässt Milow bereitwillig die große Bühne. Bei 'Never gonna stop' hat die Engländerin ein fulminantes, spannend aufgebautes Hip-Hop-Gesangssolo.
Marlon Roudette hat Soul in Stimme
Milow selbst erweist sich als klasse Sänger. Wenn seiner hohen, klaren Stimme etwas fehlt, dann ist es Soul. Den hat dafür Marlon Roudette. Der Engländer lieferte mit seiner Band eine souveräne, leider nur halbstündige Show ab. Im Mittelpunkt: sein Nummer-Eins-Hit 'New Age'. Doch – dies wurde auch in der Kürze deutlich – der 30-jährige Gitarrist und Steel-Drummer verfügt darüber hinaus über jede Menge Pop-Potenzial.
Wie Milow. Vor sieben Jahren sang der Belgier noch in Kneipen und Cafés. 'Manchmal vor nur 40 Leuten, die meisten waren Familienmitglieder oder Freunde', wie der Gitarrist schmunzelnd erzählt. Doch dann, vor zwei Jahren, kam der Durchbruch, als er einen Song des Rappers '50 Cent' coverte. 'Ayo Technology' zelebrieren Milow & Co dann auch in epischer Breite. Mit kraftvoller Unterstützung durch das Publikum, das einen hohen Frauenanteil aufweist. Und Milow muss dazu nur ein paar Andeutungen machen. Denn dem Gute-Laune-Mann aus Belgien kann man nur schwer widerstehen.