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Der Beiß lässt es höllisch jucken

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Der Beiß lässt es höllisch jucken

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    Kempten (pa). 'Achtung Grasmilben!' Das steht nicht auf irgendeinem Warnschild, sondern alljährlich im Spätsommer im Kalender eines Kemptener Gartenbesitzers. Der Mann hat nämlich schon vor Jahren Bekanntschaft mit einem winzigen Plagegeist gemacht, der heuer auffallend vielen Menschen heftigen Juckreiz beschert. Und, weil er so klein ist, dass man ihn praktisch nicht sieht, großes Rätselraten ausgelöst hat. Wenn einen eine Wespe oder Bremse sticht, dann merkt man das und wundert sich nicht über die Schwellung auf der Haut. Was aber, wenn man plötzlich rote Quaddeln auf seiner Haut entdeckt, die so höllisch jucken, dass man sich bis aufs Blut kratzen möchte? Und man hat weit und breit keinen stechfähigen oder blutgierigen Feind gesichtet? Ich werde doch nicht von Läusen oder Flöhen befallen sein?, hat sich mancher schon verschämt gefragt. Am Herrenwieser Weiher haben Badegäste darüber diskutiert, dass die unsichtbaren Quälgeister möglicherweise im Wasser lauern. 'Aber ich war doch noch gar nicht im Wasser,' hielt eine Frau dagegen - und kratzte sich heftig in der Kniekehle. Nein, hier hat der 'Beiß' oder 'Erntebeiß' sein Unwesen getrieben. Offiziell heißt das Tierchen Gras-, Ernte- oder Herbstmilbe. Das erklärt auch, warum der Gartenbesitzer sich immer Ende Juli selbst vor dem Lästling warnt: Weil er nämlich bevorzugt im Spätsommer und Herbst auftritt. Heuer, vielleicht wegen der warmen Witterung, sei es so schlimm, dass er nur noch mit Stiefeln und langer Hose in den Garten gehe. Und natürlich hält er den Rasen kurz: 'Aber ich habe das Gefühl, die krabbeln sogar die Liege hoch.' Weil auch seine Frau und manche Nachbarn zu den Opfern des 'Beiß' gehören, hat sich der Kemptener Diplom-Biologe Martin Muth jetzt eingehender mit dem Winzling befasst. Dabei handelt es sich um das (nur den Bruchteil eines Millimeters große) Larvenstadium einer Laufmilbenart. Bevorzugt hält sich der 'Beiß' am oberen Ende von Grashalmen, aber auch in der übrigen Vegetation auf. Dort lauert er auf vorbei streifende Mäuse, Katzen, Hunde - oder auch auf saftige Menschenbeine und -arme.

    Zu klein zum Blutsaugen Wenn man sich unter dem Mikroskop vorstellt, was die Grasmilbe dort (bevorzugt an weichen Hautpartien) anstellt, kann es einem übel werden. Zum Blutsaugen, so Muth, ist sie nämlich zu klein. Also raspelt sie an der Haut herum, 'spuckt' ein Verdauungsenzym drauf und veranstaltet dann mit dem aufgelösten Gewebebrei das große Fressen. Den schier unerträglichen Juckreiz löst das Enzym aus. Den kann man mit Hausmitteln wie Essig, Zitronensaft, einer Zwiebelscheibe oder mit Gels aus der Apotheke zumindest lindern. Man kann sich aber auch vorbeugend einreiben, um die Viecher zu 'vergrämen'. Dass heuer vermehrt nach Milbenmitteln gefragt worden wäre, ist einer Apothekerin allerdings nicht aufgefallen. Das wundert auch nicht, denn den meisten Geplagten war der 'Beiß' bislang ja noch ein Unbekannter.

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