Artikel: Der Beifall will nicht enden

23. Dezember 2002 20:30 Uhr von Allgäuer Zeitung

Stadtkapelle Lindenberg lässt die Freude am Musizieren im ausverkauften 'Löwen'-Saal spüren Lindenberg. Einen ganz besonderen musikalischen Leckerbissen servierte die 61-köpfige Stadtkapelle Lindenberg bei ihrem Weihnachtskonzert den knapp 500 Besuchern im seit Tagen ausverkauften 'Löwen'-Saal. Dirigent Artur Tronsberg traf mit einer gelungenen Mischung aus Opernarrangements und leichterer Musik ganz den Geschmack des Publikums. Auch die fünf Debütanten bestanden ihre musikalische Feuertaufe. Die Freude am Musizieren war allgegenwärtig.

'Unsere Jugendausbildung hat Früchte getragen', freute sich der Vorsitzende der Stadtkapelle, Peer Bergsteiner, angesichts von fünf Jungmusikern, die zum ersten Mal beim Weihnachtskonzert mitwirken durften: Michael Otto (Trompete), Sebastian Huber (Posaune), Katharina Rundel (Schlagzeug) sowie die Klarinettistinnen Melanie Burtscher und Ivonne Marioli. Zudem gelang es heuer erstmals, für alle dargebotenen Stücke Notensponsoren zu gewinnen. Traditionell richtete Lindenbergs Bürgermeister Johann Zeh Weihnachts- und Neujahrswünsche an die Konzertbesucher und zeigte sich begeistert vom Können und Engagement der Musiker. In die gleiche Kerbe schlug der Vorsitzende des Allgäu-Schwäbischen Musikbundes im Bezirk Lindau, Roland Paulus. Er sprach von einem 'Musikabend der besonderen Art', bei dem sich die Freude der Musizierenden spontan auf die Zuhörer übertrage. Die Kapelle überraschte ihren seit zehn Jahren amtierenden Vorsitzenden mit seinem Lieblingsstück, dem 'Jaguar-Marsch'. Die14-jährige Hornistin Nicole Keck machte ihrem Namen alle Ehre und führte mit pointiertem Humor und gleichzeitig fachkundig durch das Programm. Es begann mit einem Paukenschlag, denn mit der Ouvertüre aus Bellinis ' Romeo und Julia' lieferten die Musiker ein meisterhaft präsentiertes Anfangsstück ab. Auch bei den darauffolgenden 'Emotionen', von Kurt Gäble schafften es die Instrumentalisten, verschiedene Gefühlslagen musikalisch nachzuvollziehen. Trübsinn und Ärger kamen durch hektische, schnelle Moll-Passagen zum Ausdruck, während wohldosierte, mit nur halber Kraft geblasene Hörner und Posaunen Entspannung und Freude vermittelten. Mit der Entspannung war es dann zumindest für den 16-jährigen Tuba-Solisten Michael Sinz vorbei. Bei seinem Figaro-Solo aus Rossinis 'Barbier von Sevilla' trieb er sein Instrument in schnell wechselnden Tempi zuerst ganz tief in den Notenkeller, dann in für Tubas gerade noch machbare Höhen und schließlich sein Publikum zu donnerndem Applaus. Die Titel 'Noah´s Ark' von Bert Appermont und 'Shalom' von Philip Sparke orientierten sich an biblischen Motiven und Ereignissen aus der jüdischen Geschichte. Beim 'Shalom'-Arrangement überließ Dirigent Artur Tronsberg die künstlerische Leitung dem frischgebackenen Jung-Dirigenten Simon Holderied, der zuvor aus den Händen von Roland Paulus die Urkunde für sein 'musikalisches Reifezeugnis' (Paulus) erhalten hatte. Holderieds ausdrucksstarkes Dirigentendebüt wurde nicht nur vom Publikum sondern auch von seinen Musikanten mit langanhaltendem Beifall belohnt. Dass ein bayerisches Blasorchester auch vor exotischen Klängen nicht kapitulieren muss, zeigte sich beim taiwanesischen Titel 'A legend from Yao'; es gelang den Musikern glänzend, fernöstliche Stimmung in den Saal zu zaubern. Ihren großen Auftritt hatten die Holzbläser beim bekannten Sambastück 'Tico-Tico'. Fast akrobatisch anmutende Fingersätze waren nötig, um brasilianische Rhythmen stilgerecht darzubieten. Ein Musical-Medley aus 'Grease' sollte den schwungvollen Abschluss des Konzerts bilden, aber nach den hervorragenden Darbietungen hatte es das Publikum nicht eilig, nach Hause zu kommen. Drei Zugaben waren nötig, ehe das Orchester unter dem nicht enden wollenden Beifall der Konzertbesucher nach einem Weihnachtslied die Kerzen löschte.