Von Susi Donner |LindauIn den Lindauer Apfelplantagen wird von jeher immer mal der eine oder andere Apfel gestohlen. Damit können Obstbauern leben. Was aber in einer Obstplantage von Martin Nüberlin passiert ist, hat mit Mundraub nichts mehr zu tun.
Eigentlich freuen sich die Lindauer Obstbauern über eine hervorragende Apfelernte. "Die Äpfel haben eine ausgezeichnete Qualität. Der Herbst war so schön, dass sie eine ordentliche Größe bekommen haben und dass das Zucker-Säure-Verhältnis schön ausgewogen ist", sagt Martin Nüberlin und betont, dass sie sich natürlich sehr darüber freuen, dass ihre Äpfel den Leute so gut schmecken. Aber manchmal lassen sich die Leute die Äpfel auf eine etwas unfaire Art und Weise schmecken. Der Apfelklau gehe in diesem Erntejahr massiv um, so Nüberlin.
"Es geht uns dabei nicht um jeden einzelnen Apfel. Wir drücken oft genug beide Augen zu, wenn Spaziergänger sich einen Apfel pflücken. Solche plötzlichen Gelüste tolerieren wir. Deswegen sind wir nicht böse", erklärt Nüberlin. Heutzutage ist kaum eine Obstplantage mehr eingezäunt. Das sei ein schöneres Bild für die Landschaft und ein Vertrauensvorschuss der Obstbauern an die Bevölkerung und heiße keineswegs, dass hier Selbstbedienung ist. Tatsache sei, dass das Obst häufig tüten- oder gar kistenweise aus der Anlage geschleppt werde.
Alle Obstbauern klagen
Martin Nüberlin ist Vorsitzender der Erzeugergemeinschaft Lindauer Obstbauern, und er weiß, dass alle seine Kollegen mit diesem Problem zu tun haben. "Teilweise sind an Spazierwegen die äußeren Reihen bis zum Erntebeginn bereits restlos abgeerntet. Das ist nicht fair. Wir Obstbauern haben die Bäume gepflanzt und gepflegt, wir haben viel Geld und Zeit in die Plantagen gesteckt und fahren mit den Äpfeln die Früchte eines ganzen Jahres Arbeit ein. Die Äpfel sind unser Lohn."

Gelegenheit macht Diebe
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Belohnung versprochen
Der Gipfel des Apfelklaus widerfuhr Martin Nüberlin vergangenen Woche in einer seiner eigenen Obstanlagen nahe der österreichischen Grenze. Dort verzierte Obstbauer Nüberlin 3000 Äpfel, solange sie noch grün waren, mit einem Herzchenkleber.
Wenn dieser beim reifen Apfel abgezogen wird, dann trägt der Apfel dieses Herzmuster - Herz- und Liebesäpfel für besondere Anlässe entstehen auf diese Art und Weise. Vor wenigen Tagen waren diese Äpfel reif zur Ernte. Zwei Erntehelfer machten sich auf zum Pflücken und kamen ganz entsetzt zurück: Gut die Hälfte der Reihen mit den Herzäpfeln war schon abgeerntet. Das bedeutet, dass mehr als 1500 Äpfel gestohlen worden sind. "Ich bin wirklich gutmütig, aber das ist extrem, und ich will es nicht einfach so hinnehmen."
Obstbauer Martin Nüberlin ist aufgebracht, bleibt aber ruhig. "Ich denke, dass der Dieb mit den Äpfeln ein Geschäft machen möchte und sie irgendwo anbieten wird. Die Suppe würde ich ihm gern versalzen" sagt er. Bei der Polizei hat Nüberlin den Diebstahl schon gemeldet.
Aber er fahndet auch selber nach seinen Äpfeln. "Ich würde sie auf alle Fälle wiedererkennen." Nur wenige seiner Kollegen hätten ebensolche Aufkleber von der gleichen Druckerei, und der Jonagold, den er beklebt habe, sei ein besonderer Typ mit extra roten Backen. "Wenn mir jemand einen entscheidenden Tipp geben kann, bekommt er von mir eine Belohnung von 500 Euro", verspricht Martin Nüberlin.