Oberallgäu/Kempten(raf). - Nur noch wenige Tage, dann soll der Weiler Schlatt im Grenzgebiet zwischen Kempten-Hirschdorf, Krugzell und Lauben von der Landkarte verschwinden: Der Abfall-Zweckverband Kempten (ZAK) plant Anfang Dezember den Abriss des zweiten und letzten Gebäudes der Einöde: ein im Kern rund 200 Jahre alte Gabler-Hof. 'Die Genehmigung liegt vor, der Bagger ist bereits bestellt', erläutert ZAK-Pressesprecher Christian Oberhaus auf Nachfrage unserer Zeitung. Nach dem Auszug der letzten Bewohnerin habe der Zweckverband den Hof vor einem knappen Jahr 'günstig erworben' - und sich nun für den Abriss entschieden. 'Das Anwesen ist so baufällig, dass sich der Erhalt kostenmäßig nicht darstellen ließe', ist Oberhaus nach einer Begutachtung des Hofes überzeugt: So seien Dachstuhl und tragende Holzteile 'völlig marode'. Doch was kümmert den ZAK überhaupt ein Bauernhof auf der grünen Wiese? 'Weil der Hof so nah an unserer Kompostieranlage liegt, sind wir daran interessiert, dass es hier keine Nachfolge-Nutzung oder neue Bebauung gibt', erklärt Oberhaus.
Konkret wolle man sich vor Widersprüchen unmittelbarer Anlieger gegen zeitweise Geruchsbelästigungen durch die Kompostieranlage schützen. Wäre der Hof nicht so baufällig, hätte man ihn allerdings dennoch stehen lassen, versichert Oberhaus. 'Wir sind keine Kultur-Frevler, die rücksichtslos alte Substanz platt machen.' Furcht vor einer Erweiterung der Kompostieranlage müsse niemand haben, beruhigt der Pressesprecher. Denkbar sei ein Verkauf des freiwerdenden Geländes an die Stadt Kempten - diese könnte das Areal als Ausgleichsfläche für Baugebiete nutzen. Der Weiler Schlatt (abgeleitet von den Sumpfpflanzen der Illeraue) bestand ursprünglich aus zwei Höfen. Den ersten ließ der ZAK bereits vor dem Bau der Kompostanlage Anfang der 90er abreißen.