Kempten (mr). - Den großen Durchbruch kann natürlich auch das 'Forum Krebs' nicht vermelden, wenn es um die Bekämpfung dieser Menschheits-Geißel geht. Aber eines immerhin wird bei dieser Vortragsreihe im Klinikum Kempten-Oberallgäu den Patienten, Angehörigen und Interessierten vor Augen geführt: Es gibt immer mehr Therapieformen, welche die Heilungschancen ansteigen lassen. So ging es beim jüngsten Vortrag um die Hyperthermie - eine gezielte Erhitzung von Tumorgewebe auf 40 bis 43 Grad über eine Zeitdauer von 60 Minuten. Dr. Udo Zimmermann (Abteilung Radioonkologie und Strahlentherapie Klinikum Kempten-Oberallgäu) sowie Chefarzt Klaus Zellmann und Oberarzt Dr. Marco Rigamonti von der Krebsklinik Oberstaufen betonten, dass in Kombination mit der Überwärmung die Behandlungserfolge der Strahlen- und Chemotherapie um rund 20 Prozent verbessert werden konnten. Positiv sei auch, dass bei der Hyperthermie allenfalls geringfügige Nebenwirkungen auftreten. Und noch einen großen Vorteil gibt es laut Chefarzt Dr. Zellmann: Die Kombinationsbehandlung biete ein Zeitfenster von zwei bis vier Stunden. Dies ermögliche eine enge Kooperation zwischen der Schlossbergklinik Oberstaufen und der Strahlenklinik in Kempten.
Bestrahlung in Kempten Die Patienten würden in Kempten bestrahlt, dann unverzüglich zur Weiterbehandlung nach Oberstaufen gebracht. Diese Zusammenarbeit sei sinnvoll, weil wegen des großen technischen und personellen Aufwands nicht jede Klink alles anbieten könne. Dr. Rigamonti ging auf die Wirkungsweise der Hyperthermie ein: Die Temperaturerhöhung im Körper werde durch das Einstrahlen von elektromagnetischen Wellen erzielt. Dadurch würden Tumorzellen direkt geschädigt und somit zerstört. 'Aufgeheizte' Körperbereiche seien stärker durchblutet und mit mehr Sauerstoff versorgt, was die Wirksamkeit von Bestrahlung und krebshemmenden Medikamenten verstärke. Als gesicherte Indikation für die Kombi-Therapie (manchmal zusätzlich mit Zytostatika) gelten laut Dr. Zimmermann Rezidive bei Gebärmutterhals-, Blasen-, Prostata-, Brust- und Rektumkarzinom. Auch der 'schwarze Hautkrebs' und Weichteilsarkome könnten so behandelt werden. Außerdem eigne sich die Kombi-Methode für fortgeschrittene Stadien von Tumorerkrankungen. Laut Dr. Zellmann belegt eine große Anzahl Studien den 'hohen Stellenwert' der Hyperthermie, die jedoch grundsätzlich nicht als eigenständige Behandlungsmethode zu sehen sei.