Durach/Betzigau - Ihre Ergebnisse erscheinen jede Woche in der Zeitung, doch über ihre Leistung gehen die Meinungen auseinander: Von den einen belächelt, von anderen bewundert - unsere Kegler. Was steckt wirklich hinter ihrer Disziplin? Die AZ ging in die Vollen: in der Kegelstube Gaisser in Durach. Dort trainiert auch Zweitligist TSV Betzigau. Ein Bericht aus den Trophäen-bestückten Katakomben. Wir sind hier nicht beim Kindergeburtstag! Dass das niemand vergisst, dafür sorgt Betzigaus Trainerin Ingrid Eichler (52). Die schneidige Keglerin mit den kurzen blonden Haaren und der rauen Stimme hat auch schon den Bundesliga-Männern des ESV Ravensburg Beine gemacht. Ihre Ansagen sind Gesetz: 'Ohne Aufwärmen kommt mir niemand auf die Bahn!', befiehlt sie und verstellt dem Reporter den Weg. Widerstand zwecklos. Also: Laufen, dehnen (Oberschenkel-, Rücken- und Armmuskulatur) und weitere Lektionen der Trainerin verinnerlichen: 'Als Sportkegler brauchst du Ausdauer. Jeder Spieler muss sich fit halten: Schwimmen, Laufen, Radeln. Sonst geht einem am Schluss die Konzentration aus.' Und das ist das Schlimmste, was einem Kegler passieren kann. Das sagen alle hier. 'Ein Fußballer kann sich hinter seinen Mitspielern verstecken. Aber als Kegler stehst du allein auf der Bahn. Kein Patzer bleibt verborgen!', sagt Helmut Weber, Bezirksliga (A Süd)-Kegler beim TSV Betzigau.
Die Nervenbelastung. Sie ist der Kick der Kegler. Man ist geneigt, darüber zu lächeln. Bis man die Bahn betritt…Was sofort auffällt: Anders als bei Otto Normalverbraucher nehmen die Sportkegler einen weiten Anlauf (maximal 12,5 Meter), beschleunigen mit drei bis vier Schritten kräftig und schicken die Kugel dynamisch in Richtung Kegel. Den Kopf halten sie im Moment des Abwurfs gesenkt - das Augenmerk richtet sich aufs Handgelenk, dort entscheidet sich, mit welchem Drall die Kugel auf die Bahn geht. Doch all' diese Tricks und Kniffe haben ihre Grenzen: 'Kein Spieler schafft es, die Kugel drei Mal hintereinander exakt aus dem gleichen Winkel abzuschicken. Das haben Studien bewiesen', sagt Eicher. Mit anderen Worten: Selbst der Profi muss mit Überraschungen rechnen. Und der Amateur erst Recht - irgendwann kommt der große Einbruch. Beim AZ-Reporter ist das nach etwa 30 Schub (durchaus anstrengend übrigens) der Fall. Ein läppischer Kegel muss noch umgeholzt werden. Doch das schafft der Neuling nach sechs Versuchen immer noch nicht! 'Des weiße isch fei der Kegel', höhnt es durch die Stubn. Wir sind eben nicht auf einem Kindergeburtstag. Und verstecken kann man sich auch nicht. Im achten Versuch fällt der Kegel endlich. Aufatmen. Der Kick beim Kegeln, es gibt ihn wirklich.…