Die "Fünfte Jahreszeit" wurde in Rettenberg mit dem traditionellen Bockbieranstich beim Engelbräu eingeläutet. Bereits im Vorfeld war die Nachfrage für diese humorige Veranstaltung so groß, dass man sich entschlossen hatte, die Geschehnisse im Saal per Video-Kamera in den Gastraum der Brauereiwirtschaft zu übertragen.
Engelbräu-Chef Hermann Widenmayer durfte im prall gefüllten Saal Gäste aus nah und fern begrüßen, darunter zahlreiche Bürgermeister aus den umliegenden Ortschaften. Ebenso wagten sich wieder Landrat Gebhard Kaiser und Alfons Zeller ins kabarettistische Bockbier-Getümmel. Bereits zu Beginn philosophierte Widenmayer in einer launigen Ansprache über die politischen Verhältnisse im Bayernland, über die Abwrackprämie und die Finanzkrise. Schärfer wurde sein Ton im Hinblick auf die Bundesbeauftragte für Drogen und Alkohol, Sabine Bätzig, die eine Vervierfachung der Biersteuer sowie Warnhinweise auf den Etiketten fordert.
"Den einzigen Hinweis, den ich mir auf meinen Bierflaschen vorstellen kann, ist: Vorsicht vor den Flaschen in der Politik", lautete sein Standpunkt und er erntete damit tosenden Beifall.
Anstich bravourös gemeistert
Rettenbergs Bürgermeister Oliver Kunz hatte die Ehre, das erste Eichenholzfass des süffig-malzigen Doppelbocks mit dem cremigen Schaum anzustechen und meisterte diese Aufgabe, trotz zugegebenem Lampenfieber, bravourös - nur ein paar Tropfen des Gebräus spritzten aufs Parkett. Für musikalischen Schwung sorgte die Musikkapelle Rettenberg in großer Besetzung mit Dirigent Wolfgang Schwarz und für schenkelklopfende Einlagen waren die Ostallgäuer Mundartdichterin Johanna Hofbauer und das "Bickenrieder Duo" Ingrid Greifenhagen und Anton Reisach verantwortlich.
Zu Schweinshaxen und Bauernschmaus aus der Küche von Wirt Thomas Obst - das Fastengebot wurde an diesem Abend natürlich außer Kraft gesetzt - steigerte sich die Stimmung bis zum Höhepunkt, als der Rettenberger "Derblecker vom Dienst Gmuindsdiener Leonhard" alias Helmut Mayr die Bühne betrat. Spätestens an diesem Abend ist der fabelhafte Redenschwinger mit Hut und blauem Kittel endgültig zu einer Art Kultfigur im Rettenberger Gemeindegebiet aufgestiegen.
Was er da locker, lässig und scharfzüngig vom Stapel ließ, war der eindrucksvolle Beweis dafür, dass er sich mittlerweile auf Augenhöhe mit einem "Bruder Barnabas" vom Nockherberg befindet.
Die Rettenberger, Kranzegger, Vorderburger und Untermaiselsteiner bekamen ihr Fett weg, der Euregio-Kaiser, der bürgernahe Ex-Bürgermeister Josef Kirchmann, "Meister Propper" Oliver Kunz, der wie viele andere neue Bürgermeister unter dem "Hindelang-Syndrom" leidet: "Hurlahutsch, des Geld isch futsch!"
Als neue Einnahmequelle für das arg gebeutelte Gemeindesäckel wurde die Aktion "rent a mayor" vorgeschlagen, die Vermietung der Bürgermeister für ein "Promi-Dinner" oder auch die Nutzung des von der Schließung bedrohten Freibades für Seebestattungen. Man könne aber auch Untermaiselstein an Immenstadt verkaufen ("Kleebichl statt Hofgarten"). Um die Kreisumlage einzusparen, könnte "Landkreisopa Kaiser" doch behaupten, das Geld sei ihm in bar am heutigen Abend geklaut worden. Armin Schaupp aus Immenstadt wurde zum Schutzpatron aller Brandschutzexperten ausgerufen.
Bilder auf www.all-in.de
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