Von unserer Mitarbeiterin Kathrin Zeilmann, Isny/Oberstdorf - Wenn heute Abend die Nordische Ski-WM in Oberstdorf eröffnet wird, sitzt Maximilian Mechler wahrscheinlich schon im Flugzeug Richtung USA. Er wird nicht allzu frohen Gedanken nachhängen, während er über den Atlantik fliegt und zur gleichen Zeit daheim im Allgäu die Jagd auf Medaillen beginnt. Eine Weltmeisterschaft in Oberstdorf, fast vor der Haustür. Doch der 21-jährige Skispringer aus Isny darf nicht dabei sein, weil er sich nicht qualifiziert hat. Stattdessen reist er zu zwei Continentalcup-Springen in die USA. 'Ich bin schon enttäuscht, ja', sagt Mechler. Wie alle seine Mannschaftskollegen hatte auch er zu Beginn der Saison das Ziel ausgegeben, die WM-Qualifikation zu schaffen. Doch von Anfang an waren seine Karten schlecht, die Leistungen mäßig. Nur, weil es bei vielen anderen auch nicht gerade blendend lief, durfte Mechler bis zum vergangenen Wochenende auf das begehrte WM-Ticket hoffen. Aber insgeheim hatte er wohl doch schon damit gerechnet, dass er nicht zum Kader gehören würde. 'Es kam nicht ganz so überraschend.' Mechler, der 2003 überraschend Sieger des Sommer-Grand-Prix-Springens in Innsbruck und Dritter beim Weltcup in Trondheim wurde, hatte in diesem Winter Probleme. Rang 19 bei der Vierschanzentournee in Oberstdorf und Rang 14 am vergangenen Wochenende in Pragelato (Italien) waren seine besten Saisonresultate. Für die offiziellen Nominierungskriterien zur WM - drei Ränge unter den besten 16 oder zwei Plätze unter den besten acht - hätte es sowieso nicht gereicht. Aber weil das Leistungsniveau im gesamten Team eher schwach war, hatte Bundestrainer Peter Rohwein eine 'modifizierte Qualifikation' in Aussicht gestellt. Die Regelung sollte also nicht allzu streng genommen werden. Für Mechler hat das nun auch nichts mehr genützt. Das Ergebnis von Pragelato hatte ihn zwar kurzzeitig wieder positiv gestimmt, doch als die Mannschaft für den Team-Wettkampf am Sonntag aufgestellt wurde und sein Name nicht fiel, 'war mir schon klar, dass das auch mit Oberstdorf nichts werden würde'.
'Jetzt muss ich dranbleiben' Eine Summe verschiedener Fehler lasse ihn zur Zeit zu früh landen, erklärt der Sportsoldat. Mit kleinen Schritten müsse er sich jetzt voran arbeiten. 'In Pragelato war zum Beispiel die Geschwindigkeit in der Anfahrt höher. Wenn man da einen knappen Stundenkilometer schneller ist, kann man schon wieder andere Fehler kompensieren', sagt Mechler, der sich um Zuversicht bemüht: 'Jetzt muss ich dranbleiben. Es ist zwar schwer, mitten in der Saison etwas zu verändern. Aber jetzt muss ich das Beste daraus machen. Nächste Saison geht es wieder von vorne los.' In Absprache mit den Trainern hat sich der Isnyer entschieden, die zwei Continentalcup-Springen in Westby und Iron Mountain zu absolvieren, 'weil es wichtig ist, im Wettkampfrhythmus zu bleiben'. Auch Trainingswochen wären denkbar gewesen, doch die Organisation sei logistisch zu schwierig gewesen. 'Wir hätten erst eine Schanze suchen müssen, dann hätte auch ein Trainer da sein müssen.'
'Die Argumente waren okay' Nach der WM wird Mechler wieder zum Weltcup-Team stoßen und die Skandinavien-Tour antreten. Dann will er seinen Mannschaftskollegen zu einer hoffentlich erfolgreichen WM gratulieren, im fernen Amerika wird er auf jeden Fall Daumen drücken. 'Ich werde mich informieren, wie es läuft, das interessiert mich schon. Ich hoffe, dass die anderen gut springen', sagt Mechler und fügt hinzu: 'Vielleicht ist es doch besser, so weit weg zu sein. Dann kann ich mich auf mich konzentrieren.' Verständlicherweise klingt etwas Wehmut in seiner Stimme. Er wäre gerne dabei gewesen, bei der WM in seiner Heimat. Mit der Entscheidung der Trainer, statt seiner Jörg Ritzerfeld aus Oberhof zu nominieren, hadert er nicht. 'Ich kann's verstehen, die Argumente waren okay.' Ritzerfeld hat er gleich angerufen, als er von dessen Nominierung erfuhr. 'Ich bin ja befreundet mit ihm und hab' ihm Glück gewünscht.' Glück, dass auch Mechler für den kommenden Winter brauchen kann.