Sonthofen/Peking (dkl). An einem ganz besonderen Rennen hat der Sonthofner Läufer Wolfgang Schuster teilgenommen: 42,195 Kilometer führte der Internationalen Peking-Marathon auf der Chinesischen Mauer entlang. Auf dem antiken, teilweise schon zerfallenen Gemäuer bei Peking ging es hoch und runter, über alte Treppen und durch enge Gänge. Mit dem Laufen hat der 62-jährige Wolfgang Schuster erst vor drei Jahren angefangen, als er sich aus dem Arbeitsleben in den Vorruhestand verabschiedete. Irgendein Hobby braucht man als Rentner ja, dachte er sich damals. Und da er gesund bleiben und sehr alt werden wolle, beschloss der sportliche Rentner, in seiner Freizeit zu laufen. Am Anfang tat er sich noch etwas schwer: Beim ersten Mal hatte ich nach fünf Kilometern so einen Muskelkater, da konnte ich fast nicht mehr Treppen steigen, sagt Schuster heute lächelnd. Doch schon ein halbes Jahr später nahm er am Berliner Halbmarathon teil, und ist seitdem viele Wettkämpfe gelaufen. Auf den Marathon in China wurde der Sonthofner über Läuferkollegen aufmerksam, die ihm voller Begeisterung von dem Rennen auf der Großen Mauer berichteten.
Über ein Münchner Reisebüro, das den Marathon im Reich der Mitte organisiert hatte, buchte er eine Pauschalreise, bei der Flug, Unterkunft, Verpflegung und die Teilnahme an dem Wettkampf inklusive waren. In den letzten Wochen vor dem Rennen bereitete er sich dann mit einem Spezialtraining auf die schwierigen Verhältnisse in China vor: Bis zu drei Mal täglich rannte der rüstige Rentner von Burgberg die ausserordentlich steile Strecke bis zum Alpenblick, wobei er so manchen verdutzten Mountainbiker am Berg stehen ließ. Diese Vorbereitung kam Schuster in China dann auch zugute. Die Große Mauer, die einst von chinesischen Kaisern als Schutzwall gegen feindliche Völker erbaut wurde, führt größtenteils auf Bergkämmen entlang. Insgesamt mussten beim Peking-Marathon 1600 Höhenmeter bewältigt werden. Erschwerend kamen noch die große Hitze und der teils schlechte Zustand des antiken Gemäuers hinzu. Es ging immer bergauf und bergab, über Löcher, lose Steinplatten und kaputte Stufen, durch enge Gänge und durch steinerne Wachtürme, erzählt der Sonthofner Läufer. Entlang der Strecke standen alle paar hundert Meter chinesische Polizisten, die die zahlreichen Touristen zurück hielten und für freie Bahn sorgten. Von den 60 überwiegend europäischen Teilnehmern seien dann auch nur etwa 40 Läufer ins Ziel gekommen, berichtet Schuster. Der Oberallgäuer Marathon-Spezialist erreichte das Ziel nach 4:15,10 Stunden als Gesamt-Vierter und gewann in der Altersklasse M 60.