Artikel: Das wachsame Auge im Hintergrund

30. Dezember 2002 20:30 Uhr von Allgäuer Zeitung

Dr. Günther Eidelloth verlässt nach 20 Jahren die Koronargruppe Lindenberg (dj). Er ist der Mann für alle Notfälle. Er sitzt bei den Turnstunden im Hintergrund, stets wachsam und bereit. Dr. Günther Eidelloth, praktischer Arzt aus Lindenberg und seit 20 Jahren begleitender Mediziner bei den Sporttreffen von Infarktpatienten. Jetzt will er kürzer treten und verabschiedet sich von seiner 'großen Koronarfamilie.'.

Seinen Notfallkoffer hat er immer dabei, auch ein Defibrillator steht ihm zur Verfügung. Mittels eines kurzen Stromstosses kann er damit ein Herzkammerflimmern oder Herzmuskelstörungen beseitigen. 'Zum Glück habe ich meinen Koffer während der gesamten 20 Jahre in der Koronargruppe nicht öffnen müssen', atmet Dr. Eidelloth durch. In der Koronargruppe Lindenberg treffen sich Menschen, die unter einer Herz-Kreislauferkrankung leiden, um durch sportliche Betätigung ihre persönliche Leistungsfähigkeit zu verbessern. 'Gerade Herzinfarktpatienten schöpfen durch die Gemeinschaft Gleichbetroffener wieder neuen Lebensmut,' bestätigt auch Elisabeth Hartmann, die Gründerin und Leiterin der Koronargruppe. Die diplomierte Sportlehrerin hat vor 20 Jahren eine Zusatzausbildung für den Koronarsport absolviert, die alle zwei Jahre überprüft wird. Eine weitere Vorraussetzung für die Koronargruppe ist eben die Anwesenheit eines Arztes. Mit Dr. Roland Berlinger, Dr. Jürgen Laar und eben Dr. Günther Eidelloth stellten sich dabei drei Mediziner im Wechsel zur Verfügung. Gymnastik, Spiele und Entspannungsübungen sind feste Bestandteile des Trainings, das auf die körperliche Leistungsfähigkeit der Teilnehmer abgestimmt ist. 'Deshalb brauchen auch alle Mitglieder ein Attest vom Arzt, der die Leistungsfähigkeit bescheinigt,' weiß Hartmann. Weiter werden auch Puls und Blutdruck vor Beginn und auch zwischen den Übungen überwacht. 'Viele Herzinfarktpatienten haben schon fast Panik vor Bewegung und Sport,' klärt Dr. Eidelloth auf, 'deshalb fühlen sie sich in unseren Übungsstunden sicher und geborgen.' Das kann auch Manuel Bleile bestätigen, der vor über 20 Jahren einen Herzinfarkt erlitten hatte. 'Aus heiterem Himmel, ich war gerade 30 Jahre alt, hat es mich erwischt.' Er war dabei, als die Koronargruppe mit 15 Teilnehmer gegründet wurde. 'Wie eine große Familie sind wir hier', erklärt Bleile.