Memmingen: "Das Tierheim ist finanziell am Boden"

9. Januar 2009 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Hilferuf - Veterinär Dr. Martin Hofmann hofft auf Spenden aus der Bevölkerung

"Unsere Einrichtung hat gute bauliche Voraussetzungen mit dem Quarantäne- und dem Kleintierhaus, aber finanziell ist das Tierheim am Boden." Das sagt Dr. Martin Hofmann, Vorsitzender des Memminger Tierschutzvereins, auf Anfrage unserer Zeitung. Alles werde teurer, auch die Nebenkosten. Nur die Einnahmen würden nicht steigen. "Außerdem nehmen wir jedes Jahr mehr Tiere auf, aber bekommen nicht mehr Geld", so Hofmann. Ohne Spenden aus der Bevölkerung könne das Tierheim höchstens noch ein halbes oder drei viertel Jahr überleben, prognostiziert der Tierarzt. Deshalb werde er in den nächsten Monaten Firmen anschreiben und um finanzielle Unterstützung bitten.

Über 200 Tiere beherbergt das Heim Am Vogelsbrunnen im Moment. Unter ihnen auch Leguane und andere exotische Echsen. "Gut belegt, aber nicht überfüllt", beschreibt Hofmann die derzeitige Raumsituation. Viele der etwa 20 Hunde, 50 Katzen und Kleintiere wie Kaninchen, Vögel oder Meerschweinchen seien Pensionstiere, die nach dem Urlaub ihrer Besitzer wieder abgeholt würden.Vier Angestellte und einige ehrenamtliche Helfer versorgen die Tiere Tag für Tag.

"Etliche Menschen bringen den Nachwuchs ihrer Tiere ins Heim, da sie sie aus finanziellen oder organisatorischen Gründen nicht mehr halten und versorgen können", erklärt Hofmann. Oft seien die Tiere auch "Scheidungskinder", die nach einer Trennung abgegeben werden. "Manche werden dann ausgesetzt, vor das Tierheim gebunden oder direkt dort abgegeben", sagt der Vereinsvorsitzende.

So zum Beispiel ein Biber, ein Waschbär und Schwäne, die ihm besonders in Erinnerung geblieben sind.

Viele Fundhunde an Silvester

In der zurückliegenden Weihnachtszeit sind wieder vermehrt Tiere abgeholt und verschenkt worden. Nach dem Fest hielten sich die Rückgabe-Fälle aber in Grenzen. "Nur zu Silvester steigt die Zahl der Fundhunde bei uns an", beobachtete der Tierarzt. Denn durch die lauten Böller und Kracher erschrecken sich die Tiere und reißen von zu Hause aus. Sie werden aber meist kurze Zeit später wieder im Tierheim abgeholt.

Bei der Vermittlung von Tieren stehen laut Hofmann Hundewelpen oder Katzen ganz oben auf der Beliebtheitsskala. "Die sind jung, süß, verspielt und ihr Charakter lässt sich noch prägen." Ältere Tiere seien dagegen oft schwer vermittelbar.

Der Experte rät allen, sich vor der Anschaffung eines Tieres darüber zu informieren, was für Ansprüche es hat und ob es versorgt werden kann. Hofmann schätzt, dass pro Jahr 200 bis 300 Katzen und 50 bis 70 Hunde im Tierheim abgegeben und vermittelt werden.