Füssen (wil). - Mozart hatte es, Bill Gates hat es: ADS, das Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom, häufig verbunden mit Hyperaktivität. Doch nicht jeder Zappelphilipp wird ein Genie. Eltern und Lehrer leiden zunehmend unter der Impulsivität dieser Kinder. Ein Thema, das nun in Füssen erörtert wurde. In Pfronten hat sich ein Gesprächskreis gegründet, fachlich beraten von Kinderarzt Dr. Werner Rist. Der betroffenen Mutter Gabi Klöck gelang es zusammen mit der Lehrerin Elisabeth Stromereder, einen hochkarätigen Referenten zu gewinnen für die groß angelegte, von den Schulämtern und Ministerialbeauftragten unterstützte Fortbildungsveranstaltung für Kindergärtnerinnen, Lehrer aller Schularten, Eltern und Ärzte: Professor Dr. Manfred Döpfner sprach im Soldatenheim über 'Das AD(H)S Kind, eine Herausforderung für Elternhaus und Schule'. Der Träger des diesjährigen Psychologiepreises ist Professor in der Klinik für Psychiatrie und Psychologie des Kinder- und Jugendalters der Universität Köln und gilt als Autorität für Diagnose und Therapie von AD(H)S. Zu seinen zahlreichen Veröffentlichungen gehören auch allgemein verständliche Bücher wie 'Wackelpeter und Trotzkopf'.
Die Symptome eines Verhaltens, das oft als Erkrankung angesehen werden kann, sind nicht nur negativ, meinte Döpfner: Auch Stärken wie Tatendrang oder (wenn auch zweifelhafte) Scherze gehören dazu. Kernproblem in der heutigen leistungsorientierten Welt ist die mangelnde Aufmerksamkeit und Konzentration. Das hyperaktive Kind ist impulsiv, ständig in Bewegung, stört, hat Probleme in der Gruppe, und das vom Kindergarten an. In der Schule verstärken sich die Schwierigkeiten manchmal bis zu Aggressivität. Zur Mode für die Lösung aller Schulprobleme sollte die Diagnose allerdings nicht werden. Seine Forschungsgruppe untersucht bestimmte Situationen auch zu Hause, wobei mit Abstand am schwierigsten 'das tägliche Drama bei den Hausaufgaben' ist. Ein Trost für die Eltern der hauptsächlich bei Buben auftretenden Störung: In der Pubertät wird's besser. Eine Reihe von pädagogischen und psychologischen Maßnahmen kann heute den Verlauf beeinflussen. Medikamente sollten erst eingesetzt werden, wenn die Verhaltenstherapie keine Besserung bringt. Da Klagen und Schimpfen das Gegenteil bewirken, gibt es für Lehrer eine Reihe von didaktischen Maßnahmen. Mit der Aufklärung aller Betroffenen wurde in der Veranstaltung schon ein großer Schritt getan. Enge Zusammenarbeit, auch mit informierten Ärzten erleichtert den Umgang mit dem Problem.