Artikel: Das Skifahren ist ihr Lebenselixier

16. Januar 2003 20:30 Uhr von Allgäuer Zeitung

Ehepaar Joas und zwei weitere Oberstdorfer vertreten Deutschland bei Interskikongress in Crans Montana

Von unserer Mitarbeiterin Verena Stitzinger, Oberstdorf - Da treffen sie sich wieder einmal zwischen Tür und Angel: Er muss noch zu einer Vorbesprechung für die Nordische Ski-Weltmeisterschaft 2005 und sie schließt gerade die Tagesplanung der Skischule ab. So ist das beim Oberstdorfer Ehepaar Joas: Beschäftigt sind sie und Ski fahren ist ihr Leben. So wie immer. Und nun kommt noch das Training für den Interskikongress (siehe Wortweiser) dazu.

Verschiedene Sportarten Claudia und Fidel Joas werden in diesen Tagen in Crans Montana in der Schweiz demonstrieren, wie derzeit im Deutschen Skilehrerverband (DSLV) gefahren wird. In dem siebenköpfigen DSLV-Demonstrationsteam sind auch Max Holzmann und Patrick Wesch aus Oberstdorf. 'Wichtig für die Auswahl war die Polysportivität', erklärt Claudia Joas. Was das heißt? Dass verschiedene Sportarten berücksichtigt werden. Zusammen zeigen Skifahrer in Alpin- und Telemark-Technik ihre Schwünge. 'Es werden auch Snowboarder und Langläufer dabei sein, aber die ließen sich in die gemeinsame Formation nicht eingliedern', sagt Claudia Joas. Das Ausüben verschiedener Winter-Sportarten, ist für die Familie Joas längst Alltag: Der heute 41-jährige Fidel war als Jugendlicher bei Langlauf-Wettkämpfen aktiv, später trainierte er die Oberstdorfer Langläufer. Doch auch die Kinder, die Alpin-Skifahren lernten, schätzten ihn als Skilehrer. Heute koordiniert er die Bereiche Langlauf und Telemark im DSLV und bereitet als Technischer Leiter Langlauf die Nordische Skiweltmeisterschaft 2005 mit vor. Ob ihm das nicht zu viel wird? 'Nein, Ski fahren ist bei uns eine Lebenseinstellung', sagt er: 'Schließlich war mein Opa einer der ersten, der die Skilehrerprüfung gemacht hat.' Als ob er danach gesucht hätte, hat Fidel schon zu Schulzeiten eine Partnerin mit ebenso langer Ski-Familientradition gefunden. Claudia, geborene Schraudolf, ist schon alpine Europacuprennen gefahren. Heute leitet die 38-Jährige die 'Erste Skischule' in Oberstdorf. 1932 war diese von ihrem Großvater mitbegründet worden, auch ihr Vater hat sie schon geleitet. Seit 1988 sind Claudia und Fidel verheiratet, haben drei Söhne im Alter von neun, elf und 13 Jahren. Ungefragt nehmen die Buben die Tradition auf und fahren begeistert Ski, auch Telemark. In einen Skikurs haben sich die drei aber nie stecken lassen: 'Sie haben gesagt, wir haben doch Skilehrer daheim', erzählt ihre Mutter. Nur bei Opa Leo Schraudolf sind die Joas-Kinder manchmal im regulären Kurs mitgefahren. Schließlich ist dieser ein ganz erfahrener Lehrer - er war auch schon auf fünf Weltskikongressen. Dies ist nun eine der vielen Ski-Traditionen, die seine Tochter weiterführt. Dabei sind ihr zwei Dinge besonders wichtig: Dass sie viele Neuheiten erfährt, die sie in der Skischule umsetzen kann. Und: 'Dass es selbstverständlich wird, dass Frauen beim Skifahren mitmischen.' Das, sagt Claudia Joas schmunzelnd, meine sie nicht als Emanze: Aber es gebe eben kaum Skischulleiterinnen und auch beim Kongress ist sie die einzige Frau im Team. Wortweiser Interskikongress Beim Interskikongress treffen sich Vertreter aus allen Ländern der Erde, um sich über neue Entwicklungen im Skilehrwesen zu informieren. Demonstrations-Mannschaften zeigen die aktuelle Fahrtechnik ihres Heimatlandes und in Workshops wird die Philosophie dargelegt. Deutschland wird mit einer Mannschaft des Deutschen Skilehrerverbandes (DSLV) und einem Team des Deutschen Skiverbandes (DSV) vertreten sein. In diesem Jahr findet der Weltskikongress zum 17. Mal statt, vom 18. bis 25. Januar in Crans Montana in der Schweiz.