Kreislehrgarten in Sulzberg setzt auf Vielseitigkeit Von Markus Raffler Sulzberg Wenn Allgäuer Hobbygärtner dieser Tage auf Wanderschaft gehen, haben sie meist nur ein Ziel: die Landesgartenschau (LGS) in Memmingen. Auch Johanna Hander aus Betzigau-Hochreut hat die Pflanzenschau der Superlative beeindruckt. Ihr Herz schlägt jedoch nach wie vor für ein 6000 Quadratmeter großes Fleckchen der Erde in Sulzberg-Ried. Wenige Meter neben dem Bahnhof wurde dort 1997 der Kreislehrgarten angelegt für mich ein kleines Paradies, schwärmt die 48-jährige Naturfreundin. Weshalb sie in der grünen Oase des Gartenbau-Kreisverbandes nicht nur regelmäßig die Seele baumeln lässt, sondern immer wieder beim Pflanzen und Pflegen der derzeit gut 900 Gewächsarten Hand anlegt. Wer den Kreislehrgarten im Schatten der LGS zum Mauerblümchen schrumpeln sieht, der täuscht sich. Über 2000 Besucher strömten zum Tag des offenen Gartens nach Sulzberg, und auch an anderen Wochenenden herrscht dort reger Betrieb. Die Landesgartenschau ist keine Konkurrenz. Sie inspiriert viele, sich auch bei uns umzuschauen, so die Erfahrung von Alfons Herb, oberster Gärtner im Kreis und Motor des Lehrgartens. Natürlich falle in Sulzberg alles etliche Nummern kleiner aus als in Memmingen, erläutert Herb. Doch dafür fänden Besucher Ursprünglichkeit statt konstruierte Pracht. Ein üppiger Bauerngarten mit Rettich, Salaten, Saubohnen und aussterbenden Gewürzkräutern zählt Herb zu den Höhepunkten im Lehrgarten.
Doch auch ein Allgäuer Beerengarten, Trockenbeete, heimische Stauden und eine Alphütte mit Flachsgarten warten auf Besucher, die dank Mundpropaganda aus der ganzen Region stammen. Bienen und GrabpflanzenÜberhaupt setze der Kreisverband in Sulzberg auf Vielseitigkeit. Teichlandschaft und Bienenhaus, Grabpflanzen und Geranien-Pyramide sollen für jeden Geschmack etwas bieten. Und die Königin der Blumen, die Rose, ist mit insgesamt 30 Arten vertreten. Besonders stolz ist Herb schließlich auf den Steingarten mit seinen alpinen Polstergewächsen und einer Auswahl Allgäuer Gesteine. Rund 12000 Mark pro Jahr lässt sich der Kreisverband seine blühende Visitenkarte kosten Geld, das durch die Bewirtung der Besucher teilweise wieder hereinkommt. Ohne die Spendierfreude heimischer Firmen und das große Engagement der Mitglieder wäre im Garten jedoch längst Dürre angesagt. Auf etliche 1000 Arbeitsstunden schätzt Herb die bisherige Unterstützung der Oberallgäuer Ortsverbände, die im wöchentlichen Wechsel eine Abordnung zur Pflege des Lehrgartens nach Sulzberg schicken. Eine tolle Sache, wenn alle zusammenhelfen, freut sich Johanna Hander über dieses Miteinander quer durch den Landkreis. Das große Interesse an der Anlage, in der der Gartenbau-Verband auch Seminare und Pflanzenkurse anbietet, unterstreicht in Herbs Augen eines: Privatgärten nehmen immer mehr zu und das liegt nicht nur an der Naturliebe älterer Semester. Vielmehr holten sich verstärkt Junge in Sulzberg Tipps und Anregungen fürs eigene Grün. Der Kreislehrgarten, der sich unmittelbar an dem Bahnhof von Sulzberg-Ried anschließt, hat jeden Samstag und Sonntag von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Für Gruppen ab 20 Personen können unter Telefon (08376) 489 Sonder-Öffnungszeiten vereinbart werden. Besucher können auch mit dem Zug anreisen: Der Lehrgart