Überall lauern Schatten und Dunkelheit, tun sich Abgründe auf, doch immer gibt es auch etwas Licht und vielleicht ein wenig Hoffnung. 40 Arbeiten auf Papier aus den vergangenen 15 Jahren zeigt der mit dem Kunstpreis 2009 der Rupert-Gabler-Stiftung ausgezeichnete Kemptener Maler Horst Heilmann im Hofgartensaal der Residenz in Kempten. Es ist eine berührende Schau mit faszinierenden, eindringlichen figürlichen Arbeiten und Landschaftsbildern.
Dem Zerbrechlichen, Fragilen, Verletzlichen, Labilen gehört die ganze Aufmerksamkeit des Malers Horst Heilmann. Auch wenn sich sein Stil in den vergangenen 40 Jahren gewandelt hat, innerlich ist sich der Künstler treu geblieben. Im künstlerischen Blickfeld Heilmanns sind stets die Begrenztheit der menschlichen Existenz und der Natur, ihre Verletzlichkeit, Brüchigkeit und ihre Gefährdung. Das Klare, Eindeutige, Ganze - ob positiv oder negativ - hat ihn nie interessiert, war und ist ihm stets suspekt.
Vielmehr sind es die Zwischenwelten, denen seine ganze Aufmerksamkeit, seine ganze Leidenschaft gehört. Und die hat er gerade in seinen jüngsten Arbeiten famos in Szene gesetzt.
Programmatisch ist der Titel eines großformatigen, meisterlichen Werks: Schattenraum. Dunkel und düster erscheint es zunächst, doch dann sind da feine, zeichenhafte Konturen, ein Bett mit verwischten weißen, dynamischen Strichen. Liegt da vielleicht ein Mensch, ist es ein Paar oder nur ein zerwühltes Laken? Und durch ein Fenster dringt zaghaft Licht
Und da sind die magisch anziehenden, geheimnisvoll-strengen Selbstporträts, die den 64-Jährigen mit geschlossenem Mund und weit geöffneten Augen zeigen wie "Frost", "Schau dich an", "Für mich mit Schatten".
Als passionierter Wanderer sucht Heilmann gern schwer zugängliche Tobel, Bäche und Waldstücke auf. Und die Erlebnisse spiegeln sich in intensiven Landschaftsportäts wider. Beeindruckend sind auch hier seine Lichtsetzungen. "lange draußen gewesen" beispielsweise zeigt eine für ihn typische ausschnitthafte, eingeengte Winterlandschaft mit Felsbrocken, Baumstangen und Schnee. Faszinierend die Stimmung wie die räumliche Wirkung dieser Szene.
Stets angeschnitten sind die Aktbilder, so dass der Blick des Betrachters fokussiert wird auf körperliche Details. "Ich möchte dadurch mehr Nähe, mehr Unmittelbarkeit schaffen", sagt der 64-Jährige dazu.
Und immer zeigt er den menschlichen Körper in seiner Gebrechlichkeit, Vergänglichkeit und Verletzlichkeit - doch tut er dies nie voyeuristisch, sondern stets respekt- und würdevoll.