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Das Konzept der Schule für Erziehungshilfe in Kempten - Ab September gibt es erstmals auch eine erste Klasse

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Das Konzept der Schule für Erziehungshilfe in Kempten - Ab September gibt es erstmals auch eine erste Klasse

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    Das Konzept der Schule für Erziehungshilfe in Kempten - Ab September gibt es erstmals auch eine erste Klasse
    Das Konzept der Schule für Erziehungshilfe in Kempten - Ab September gibt es erstmals auch eine erste Klasse

    Emotionen ja, aber 'Kuschelkurs' ist nicht angesagt Kempten (bec). Nachsitzen - das wäre für die Kinder an der Schule für Erziehungshilfe (E-Schule) keine Strafe. 'Wenn sich einer am Vortag völlig daneben benommen hat, darf er am nächsten Tag nicht kommen. Das ist Strafe für ihn', sagt Schulleiterin Petra Aufter. Die ehemaligen Schulverweigerer und Unterrichtsstörer kämen gern in die Schule, die es seit vier Jahren in Kempten gibt und die derzeit 35 Schüler unterrichtet. Seit diesem Schuljahr, so Aufter, wird die E-Schule auch von Grundschülern ab der zweiten Klasse besucht. Ab September soll es auch eine erste Klasse geben.

    Die Schüler der E-Schule, die aus dem ganzen Allgäu stammen, haben allesamt eine ähnliche Karriere hinter sich: Verhaltensauffälligkeiten schon im Kindergarten, Probleme bei der Einschulung, ständige Verweise und Schulausschlüsse, immer wieder fehlgeschlagene Versuche, das Kind in die Regelklasse einzubinden und schließlich oft die totale Schulverweigerung. Ein Verhalten, dass die Kinder an der E-Schule nicht an den Tag legen. Petra Aufter erklärt: 'Bei neun Kindern in einer Klasse können sich die Lehrer ganz anders um den einzelnen kümmern.' Und auch in der Heilpädagogischen Tagesstätte (HPT), in der die Schüler nachmittags betreut werden, seien jeweils drei Fachleute - Heil- und Sozialpädagogen sowie Erzieher - für eine Klasse und Gruppe da. Persönliche Beziehungen und eine emotionale Bindung seien bei ihren Kindern ganz wichtig.

    Und dennoch, das weiß HPT-Leiter Michael Schott nur allzu gut, sei die E-Schule keine Insel der Seligen: 'Längst nicht alle Probleme lassen sich partnerschaftlich meistern', sagt Schott. Immer wieder gebe es heftige Konflikte und Auseinandersetzungen 'mit diesen willensstarken' Kindern. Wer glaube, an der E-Schule sei nur 'Kuschelkurs' angesagt, liege falsch. 'Natürlich müssen wir oft ganz klar sagen, wo es langgeht.'

    Zurück an die Regelschule

    Hauptziel der Schule für Erziehungshilfe, betont Petra Aufter, ist die Rückführung der Kinder an eine Regelschule. Das Jugendamt sieht dafür zwei Jahre an der E-Schule vor. 'Das klappt oft gut, manchmal geht es aber einfach nicht', sagt die Schulleiterin. Wenngleich die Pädagogen alles dafür tun: 'Wir wollen vermeiden, dass die Kinder auf ihrem Abschlusszeugnis den Hinweis auf die E-Schule haben. Denn bei vielen Arbeitgebern kommt das eben nicht gut an.' Von dem, was sie mit ihrem Team leistet, ist sie dennoch überzeugt und lässt das Argument der Kritiker, dass die E-Schüler 'ausgesondert' würden, nicht gelten: 'Wir fangen nur auf, was vom System rausgeworfen wird', betont Aufter. 'Die Kinder, die zu uns kommen, sind bereits aussortiert.' Schließlich melde man sein Kind nicht einfach an der E-Schule, deren Träger die Katholische Jugendfürsorge ist, an. Da rede auch das Jugendamt mit und die Kinder würden vorher psychologisch untersucht.

    Seit vergangenem Schuljahr gibt es an der E-Schule auch Grundschüler der zweiten bis vierten Klasse, nächstes Jahr soll eine erste Klasse dazukommen. 'In der Regel zeigen sich Auffälligkeiten schon im Kindergarten', erklärt Aufter. Zudem könne man Kindern am besten helfen, wenn das Problem früh erkannt werde. 'Und die Kinder ein Jahr zurückzustellen, ist das schlechteste, was man tun kann', meint Aufter: 'Sie glauben dann, nicht fähig zu sein.' Zumal gerade die Kleinen lernen wollten.

    Wichtig sei auch, so Aufter, die intensive Zusammenarbeit mit den Eltern. 'Sie haben auch einen riesigen Leidensdruck, weil jeder ihnen sagt, dass sie an allem schuld sind', sagt Schott. Die Eltern würden so stark eingebunden, um die Erfolge ihrer Kinder zu sehen. Das bringe dann beiden Seiten etwas.

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