Buchenberg (irv). - Heftiges Gepolter hallt durch den Stall. Immer wieder schlägt 'Asti Frizzante' mit dem Huf gegen die Holztür seiner Box. Hausherr Daniel Dassler kommt, um seinen Hengst zu beruhigen, der in wenigen Minuten einer der Hauptakteure bei der ersten Hengstpräsentation auf Gut Buchenhof bei Buchenberg sein wird. Die Schau ist allgäuweit die erste, bei der das Bayerische Haupt- und Landgestüt Schwaiganger seine Pferde außerhalb seiner Anlagen vorstellt. Hektisch wühlt Pferdepflegerin Lisa Dressler am Ende der Stallgasse in den mitgebrachten Utensilien. Sie wirkt angespannt. Unter Sattel, Decken und einer Tasche findet sie schließlich den gesuchten Sattelgurt. 'Ich hab ihn', ruft sie Anton Schindele erleichtert zu. Schindele soll gleich den Braunschimmel 'Lascaro K' vorführen. Dressler beeilt sich, den Hengst für das Publikum so schön wie möglich zu machen. Etwas Babyöl verhilft dem Fell zu noch mehr Glanz. Auch 'Cantando', der in der Box nebenan auf seinen Auftritt wartet, muss von Dressler gezäumt werden. Etwa 100 Besucher reihen sich an der Längsseite der Halle und auf einigen Stühlen an der Stirnseite aneinander. Als die Musik leiser wird, verstummt das Stim-mengewirr. Nach einer kurzen Begrüßung von Dassler und dem Landstallmeister des Gestüts, Dr. Eberhard Senckenberg, galoppiert 'Conte Cristo' mit hoch erhobenem Kopf in die Halle hinein.
Die ersten Pferde zeigen dem Publikum ihre Qualitäten im sogenannten 'Freispringen'. Dabei laufen sie sich ohne Reiter, nur mit Zaumzeug warm und springen dann in einer Gasse über mehrere Hindernisse. Fast scheint es, dass 'Conte Cristo' die TV-Kameraausrüstung eines Journalisten gefällt. Als er mehrmals auf den Mann zugaloppiert, knapp davor bremst und das Gerät beschnuppert, erntet er vom Publikum Lacher - nach seinen fehlerfreien Sprüngen auch Applaus. Nach 'Lascaro K', der wiederholt direkt am Publikum entlangtrabt, zeigt sich 'Cantando' in der Halle. 'Er hatte zunächst etwas Pech', berichtet Landstallmeister Senckenberg, der die Veranstaltung moderiert. Nach einer schweren Operation im Bauchbereich war es dem Hengst vor zwei Jahren schlecht gegangen. Dass er sich gut erholt hat, zeigt das vierjährige Pferd bei seinen kraftvollen Sprüngen. Dasslers eigener Hengst, der temperamentvolle 'Asti Frizzante' hat das Publikum am Ende des Freispringens auf seiner Seite, als er durch eine Lücke in der Sprunggasse entwischt. Seine scheinbare Leichtigkeit, über ein Hindernis zu kommen, präsentiert er dann unter Beifall im nächsten Anlauf. Eine gute Figur machen auch die drei Dressurpferde. Außer den drei Gangarten Schritt, Trab und Galopp zeigen die Reiterinnen verschiedene Figuren. Beim Springen mit Reiter erwartet die Zuschauer ein Exot: Der gescheckte Hengst 'Rainboy', der von Miriam Mair vorgestellt wird. Das Tier vom 'Pferdeturm Wertach' sei eines von wenigen in Deutschland, die so vielseitig verwendet werden könnten, so Senckenberg. Nach einigen Sprüngen macht Mair Dassler und 'Asti Frizzante' Platz. Er bewältigt mit seinem Hengst ein rund 1,70 Meter hohes Hindernis und erntet zum Abschluss kräftigen Beifall. Als die Zuschauer die Reitanlage verlassen, unterhält sich Pflegerin Dressler mit einigen Reitern in der Stallgasse. 'Jetzt ist der Stress vorbei', meint sie und schmunzelt.