Grünenbach | sam: "Das erste Bett in ihrem Leben"

22. Dezember 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Hilfsverein - CCARA aus Grünenbach baut ein Waisenheim für 40 indische Mädchen

"Auf einfache Weise Kindern wirklich helfen" - das ist das vorderste Ziel von Charitable Child Assistance Relief and Accomodation, kurz: CCARA. Im südlichen Indien hat der er Verein nach vier Monaten Bauzeit im Oktober ein 70 Quadratmeter großes Waisenhaus für 40 Mädchen fertiggestellt.

Untergebracht sind die Vier- bis 13-Jährigen in einem neugebauten, zweiten Stockwerk. 3200 Euro hat es gekostet, ein bestehende Gebäude zu erweitern. Für Deutsche Verhältnisse "war das schon ein Schnäppchen", sagt Vorsitzender Roman Maurus. Seit er und seine Familie 2004 als Augenzeugen vor Ort das Chaos nach dem Tsunami miterlebten, versucht er gemeinsam mit Ehefrau Heike zu helfen (wir berichteten). Sie vermittelt als Projektmanagerin des Vereins zwischen Deutschland und Indien. Weil Mädchen in der indischen Gesellschaft ganz am Ende der Gesellschaft stehen, ausgebeutet und verkauft werden, wie Roman Maurus sagt, hat der Verein auf ihre Unterstützung ein besonderes Augenmerk gelegt.

Pastor als Ansprechpartner

Heike Maurus Ansprechpartner ist ein indischer Pastor. Er lebt in der Wohnung unter dem Waisenheim und "ist der Boden unserer Arbeit", wie Kassier Volker Schröter sagt. Denn ohne eine Vertrauensperson vor Ort ginge es nicht, ergänzt der pensionierte Mathematiklehrer. Per Mail steht Heike Maurus täglich in Kontakt mit dem Pastor. "Wir haben eine intensive Beziehung und bekommen so alles mit", sagt sie. Aus der Vereinsarbeit ist laut Heike Maurus mittlerweile ein unentgeltlicher Halbtagsjob geworden.

Die Baukosten hat ein Round Table aus Bielefeld übernommen. Dort wohnen Bekannte von Familie Maurus. Weitere 2000 Euro sind in Form von Geldspenden in Betten, Matratzen und WC-Anlage gegangen. "Für die Mädchen war es das erste Bett in ihrem Leben", sagt Roman Maurus.

Der laufende Unterhalt des Waisenheims trägt sich über finanzielle Patenschaften. "Sie sind das Rückgrat des Vereins", sagt Schröter. Mit dem Geld der etwa 40 Paten bezahlt der Verein für die Patenkinder drei Mahlzeiten am Tag, sichert ihre medizinische Grundversorgung, sorgt für Kleidung, Hygiene und eine Schulausbildung.

Nachhilfe für Schüler

Neben den Paten liefern die 19 Vereinsmitglieder aktive Beiträge zur Vereinsarbeit. Vorstandsmitglied Pierrette Schröter etwa gibt Französisch-Nachhilfe für Schüler. "Dafür will ich kein Geld, sondern Spenden für CCARA", sagt sie. "Ich drücke den Eltern einfach einen Prospekt von uns in die Hand." Ein anderes Vereinsmitglied, so berichtet Heike Maurus, habe sich zum 40. Geburtstag statt Geschenken Spenden für den Verein gewünscht.

800 Euro sind auf diese Weise zusammengekommen. Davon wurden Betten für das indische Waisenheim gekauft.

Mit fünf Paten nach Indien

Ganz wichtig ist es Volker Schröter, dass das Geld für die Patenschaften direkt zu den Kindern nach Indien gelangt. "Es entstehen kaum Verwaltungskosten oder Spesen und dafür stehe ich mit meinem Namen und meiner Arbeit ein", sagt der Vereinsfinanzchef. Anfang Februar geht es für Pierrette Schröter sowie für Heike und Roman Maurus gemeinsam mit fünf weiteren Paten nach Indien, "denn erst vor Ort wird man für alles entschädigt", sagt Heike Maurus. Dann, wenn der Blick in dankbare Kinderaugen fällt.