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Das Ende der Machosprüche

Kempten

Das Ende der Machosprüche

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    Die Handtaschen noch schnell sicher hinter dem Sitz verstaut, dann kann es losgehen. Dies kann nur eines bedeuten: Das Frauentraining des ADAC beginnt. Am Dienstag durften die ersten zehn Teilnehmerinnen das neue, erweiterte Angebot testen. Die Grundidee, reine Fahrtrainings für Frauen anzubieten, existiert bereits seit 2005. "Jetzt haben wir das Angebot auf Nachfrage der Damen erweitert und lehren auch technische Fähigkeiten", sagt Ralf Müller-Wiesenfarth, Betriebsleiter der Fahrsicherheitsanlage Kempten.

    Vom Reifenwechseln über Ölstandmessen bis zum Anbringen des Abschlepphakens, können die Damen in den Kursen viele technischen Finessen ausprobieren und lernen. Was bleibt ist das Motto "Von Frauen für Frauen". Den Frauen wird eine männerfreie Zone ohne Leistungsdruck garantiert. "Viele Teilnehmerinnen haben Angst, sich zu blamieren oder vor Machosprüchen", so die ADAC-Frauenbeauftragte Daniela Walter. Diese Furcht wird ihnen durch das Frauentraining genommen.

    Es quietscht und ruckelt

    "Was mache ich, wenn ich auf der Autobahn einen Platten habe?", leitet am Dienstag Trainerin Sonja Sattelberger den Technikcheck ein. "Ganz klar, ich rufe den ADAC", klingt es aus den Reihen der Damen. Ein wenig Spaß muss sein, doch als es ernst wird, ist der Reifen im Team schnell gewechselt. Danach ist die Nachfrage nach dynamischen Fahrtraining groß.

    Beim Slalomfahren geht noch alles glatt. "Wer einen Pylonen umfährt, muss mir einen Cappuccino ausgeben", scherzt die Trainerin. Es folgt die Vollbremsung. Es quietscht, es ruckelt, aber es funktioniert. Erst auf nassem Untergrund und spätestens auf der Schleuderplatte verziehen sich die Gesichter der Frauen ein wenig ängstlich. Ob Omas alte Kiste oder der moderne Sportwagen: Die Autos aller Teilnehmerinnen drehen Pirouetten - es wird gekurbelt, gebremst, ausgewichen. "Ok, nächste Runde nochmal fünf Km/h schneller. Entspannt sitzen und lächeln nicht vergessen", schallt Sattelbergers Stimme durch die Funkgeräte, von denen jede Teilnehmerin eines in ihrem Auto hat.

    Aus Buchstaben wird Technik

    ESP, ABS, ASR. Begriffe, die zunächst theoretisch erklärt werden. Um dies möglichst anschaulich darzustellen, greift Sattelberger zu Spielzeugautos und Vergleiche mit dem Schlittenfahren. Draußen auf dem Übungsplatz wird es aber ganz schnell deutlich: Was vorher nur drei Buchstaben waren, ist jetzt spürbare Technik. "Ich hätte nie gedacht, dass der Bremsweg so lange ist und man so wenig Kontrolle über sein Auto hat", berichtet eine Teilnehmerin. Am Ende des Kurses sind schließlich alle Damen zufrieden und sicher, in Zukunft in einer brenzligen Situation besonnener, schneller und vor allem mutiger zu reagieren.

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