Serie (2) Allgäuer Jäger siedeln im Mesolithikum an Iller, Lech und Wertach">

Artikel: Das Eis schmilzt

8. September 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
beckmann

Serie (2) Allgäuer Jäger siedeln im Mesolithikum an Iller, Lech und Wertach

Ostallgäu | fro | Etwa 10 000 Jahre vor unserer Zeit taut das Eis, die Tundra zieht sich zurück und das Ostallgäu wird mit Birken und Eichen bewaldet. Es ist das Zeitalter des Mesolithikums, der Mittelsteinzeit. "Eine Besiedlung der Allgäuer Alpen zu dieser Zeit ist wahrscheinlich", so Archäologin Birgit Gehlen.

Der Übergang von der Alt- in die Mittelsteinzeit ist fließend. Eine gewisse Strukturierung des Lebens der Menschen ist festzustellen, denn vermutlich durch das mildere Klima gibt es weniger Wanderungen der Beutetiere. Statt Herden zu verfolgen, jagen die Menschen nun mit Pfeil und Bogen sowie Speeren einzelne Tiere. Die Sesshaftigkeit nimmt zu: "Die Jäger und Sammler dehnten ihren Lebensraum nach Süden, vor allem entlang der Täler von Lech, Wertach und Iller aus und legten periodische Niederlassungen an den Ufern einiger Seen am Alpenrand an, wo Fischfang die Ernährung ergänzen konnte", so der ehemalige Bezirksheimatpfleger Dr. Hans Frei.

Der veränderte Lebenswandel führt zu sozialen Strukturen, die hierarchischer und komplexer werden. Zugleich werden Waffen und Werkzeuge spezialisierter: Objekte aus Feuerstein und anderen Rohmaterialien, sogenannte Mikrolithen, werden mit Holz und Bein verbunden. Funde aus der Zeit sind rar. Artefakte weisen darauf hin, dass es vier mittelsteinzeitliche Phasen gab und dass die Jäger in Kontakt zu anderen außerhalb des heutigen Allgäus standen. Im Ostallgäu waren die bekannten Siedlungsplätze fast ausschließlich Freilandstationen, nicht etwa Höhlen oder Ähnliches. "Eine Konzentration von Fundstellen findet sich am Nordufer des Forggensees und am Westufer des Bannwaldsees", so Gehlen. Rund um beide Gewässer befinden sich weitere Fundstellen.

Als Material für die Schaber, Spitzen und Beile dienten Silexmaterialien, aber auch Jurahornstein, so Sebastian Sommer vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege (BLfD). 2005 wurde am Hopfensee eine Freilandstation mit so viel Fundmaterial entdeckt, dass neue "Kenntnisse über die Umwelt des mesolithischen Menschen im Bereich dieser Stationen" gewonnen werden können, so Stefanie Berg-Hobohm vom BLfD.