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Das Böse ist immer und überall

Schloss Zeil

Das Böse ist immer und überall

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    Das Böse ist immer und überall
    Das Böse ist immer und überall Foto: renata scharpf

    Voll gestellt mit Boshaftigkeiten und Anzüglichem, Anziehendem und Abschreckendem sind die Atelierräume von Manfred Scharpf in der Alten Schule in Schloss Zeil (bei Leutkirch). "Weihrauchs böse Bilder" (Untertitel: o felix culpa - oh glückliche Schuld) nennt der Maler seine fünfte Atelierausstellung. Viele der 44 Werke sind durch die Auseinandersetzung mit Goethes "Faust" entstanden.

    "Es ist das Drama eines Menschen, eines Getriebenen, und das sind wir im Grunde ja alle", sagt Manfred Scharpf über den "Faust". Der ist aber ohne Mephisto nicht zu haben. Und wer durch die vier Atelierräume wandelt, dem wird gerade der mephistophelische Blick des Malers auf die Menschen und ihre Welt auffallen. Die Ausstellung ist ein Wechselbad der Gefühle.

    Da gibt es in den Bildern besinnliche, zärtliche Momente, aber auch grobe, derbe Faustschläge, plakative Symbolik und bizarre Mehrdeutigkeit, da gibt es Biederes und Pornografisches. Stets freilich bewegt sich der gelernte Kirchenmaler Scharpf auf hohem technischem und gestalterischem Niveau. In "Walpurgisnacht" sitzt eine Reisegesellschaft zusammengepfercht in einem roten Kleinwagen.

    Sind da nicht der ehemalige baden-württembergische Ministerpräsident Günther Oettinger und Bundeskanzlerin Angela Merkel mit von der Partie? Das besondere ist freilich, dass sich das Gefährt mit Hakenkreuz- und Euro-Wimpel nicht bewegt, weil es aufgebahrt ist auf einer Kuh, die wiederum in einer (Atom-)vermüllten Landschaft steht. Die Krönung freilich sind zwei nackte Frauen, von denen eine neckisch das abgerissene Lenkrad hält. Nichts geht voran, also.

    Der Gier und der Verführung widmet Scharpf viele Bilder. Eines ist auch das große Triptychon "Drogen, Gewalt, Betrug", das er im Rahmen eines Kunstprojekts in der Justizvollzugsanstalt Ebrach (bei Bamberg) realisierte: Junge Schwerverbrecher erzählten ihm aus ihrem verpfuschtem Leben, und der Maler Scharf setzte das Gehörte unmittelbar in Bilder um.

    Den nachhaltigsten Eindruck hinterlassen die aufwendig, symbolhaft-verschachtelten Werke. Nah am Design-Kitsch unserer Tage ist freilich Scharpf (trotz aller malerischen Finesse) unter anderem mit realistischen Kirschen-Bildern, die so gar nicht in die Schau passen wollen.

    Öffnungszeiten (bis 3. Oktober): täglich von 14 bis 18 Uhr, außer montags.

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