Seglerin Claudia Leicht (30) deutsche Meisterin in der schnellsten Katamaran-Klasse. Von unserer Mitarbeiterin Iris Voraek Kempten/Schwangau Die blonden kurzen Haare stehen zerzaust in alle Richtungen. Ein bisschen erinnert Claudia Leicht mit ihrer Frisur und dem verschmitzten Blick an die US-Schauspielerin Meg Ryan. Auf dem Schreibtisch der Kindergarten-Leiterin steht ein aus Holzstücken und Karton gebasteltes Segelboot im Klein-Format ein Geschenk der Kinder zum deutschen Titel.
Die Fingernägel sind kurz und nicht lackiert. Das wäre wahrscheinlich auch Zeitverschwendung. Denn der Sport, den die Kemptenerin Claudia Leicht betreibt, ist nichts für Frauen, die auf zarte und gepflegte Hände Wert legen. Wochenende für Wochenende jagt die 30-Jährige auf einem Segelboot den Titeln hinterher. Vor kurzem feierte Leicht, die für den Segelclub Schwangau startet, mit ihrem Team-Kollegen Josef Iral (Esslingen) in der Lübecker Bucht ihren bislang größten Erfolg: die Deutsche Meisterschaft.
'Sehr zart besaitet darf man wirklich nicht sein', lacht Claudia Leicht. Wenn sie ihren Sport beschreibt, schwärmt sie von der Geschwindigkeit auf dem Wasser und vom Wind, der ihre tropfnassen Haare zerzaust. Dass Gesicht und die Haare ständig nass sind, sie vom vielen Schoten oft Blasen an den Händen und blaue Flecken an Armen und Beinen hat, gehört zu ihrem Sport dazu. 'Ein Dart-18-Katamaran ist kein Segelboot für Rentner', sagt Leicht. Gefragt sind vielmehr Kondition und Wendigkeit. Rund vier Stunden pro Tag war sie bei der Regatta an der Ostsee als Vorschoterin mit Steuermann Josef Iral auf dem Boot. Die Kondition dafür holte sich die 30-Jährige beim Sportklettern, das sie zweimal pro Woche betreibt.
Nicht allein 'rumgurken'
Die Begeisterung für den Wassersport hat Claudia Leicht von ihren Eltern, die selbst segeln. Schon als Siebenjährige steuerte sie ein kleines Boot über den See. Nach und nach probierte sie die verschiedensten Arten von Segelbooten aus. Am Ende gehörte ihre Leidenschaft dem Dart-18, der immer von zwei Leuten bedient wird. 'Es ist eines der schnellsten Segelboote für jedes Wasser', verfällt Leicht wieder ins Schwärmen. Andere seien bei viel Wind nicht mehr gut zu segeln 'der Dart-18-Katamaran schon'. Wichtig sei ihr auch, dass sie nicht allein auf dem Wasser 'rumgurkt'. Leicht: 'Es ist doch viel schöner, wenn man sich zusammen freut und zusammen ärgert.'
Etwas schade findet es die gelernte Erzieherin, dass die Sportart wenig publikumswirksam ist was sie auch versteht: 'Wenn ein Haufen Segelboote nach dem Start weit draußen auf dem Meer verschwindet und erst spät wiederkommt, ist das für die Zuschauer nicht sehr prickelnd.'
Doch auf solche Fans ist Leicht ohnehin nicht angewiesen. Sie hat schließlich einen eigenen 'Fanclub': Im Kemptener Kindergarten Christi Himmelfahrt beglücken die Mädchen und Buben ihre 'Tante' beim nächsten Sieg vielleicht wieder mit einer Überraschung.