Indizierte Filme: Videotheken gegen das von Md B Müller geforderte Verleihverbot Kempten (buc). Indiziertes raus aus Videotheken, Verleihverbot für Filme und Computerspiele, die schwer jugendgefährdend sind: Mit dieser Forderung (AZ vom 2. Februar) wandte sich der Allgäuer Bundestagsabgeordnete Dr. Gerd Müller jetzt an die Bundesjugendministerin und stach bei Kemptener Videothekaren in ein Wespennest. Wolfgang Walch vom Video-Center faßt sein Urteil kurz: 'Das ist ein Krampf.'
Wie Frank Albertini (Videoring) sieht auch Walter Schmid (Videoland) in einem Verleih-Verbot indizierter Filme die persönliche Freiheit des einzelnen Bürgers eingeschränkt. Für das, was sich Kinder und Jugendliche ansehen, seien doch zuallererst die Eltern verantwortlich, sagen beide. Das Interesse Jugendlicher an solchen Filmen oder Spielen, warnt Albertini, werde gerade durch die Indizierung oft noch erst recht geweckt. In den 70er und 80er Jahren vor allem seien eine Menge sehr gewalttätiger Streifen im Sog der 'Zombie'-Welle gedreht worden, doch sind diese Machwerke inzwischen eingezogen und nicht mehr im Verleih erhältlich. Das meint man auch im Video-Paradies: 'So schlimme Sachen wie früher gibt es doch heute gar nicht mehr.'
Ein Verleih-Verbot der indizierten Filme würde die Branche schwer treffen. Rund 30 Prozent des täglichen Umsatzes machen indizierte Filme aus den Bereichen Action, Horror und besonders der Erotik aus. Die wirtschaftlichen Folgen eines Verbots wären fatal. Walch: 'Da können wir gleich aufs Sozialamt gehen. Ohne diese Filme gibt\'s für die Videotheken kein Überleben.'
Das oft gehörte Vorurteil, solche Filme werden nur von sozial Schwachen oder schlichten Gemütern angesehen, wollen Kemptens Video-Verleiher nicht stehen lassen. Der Kundenkreis, so heißt es übereinstimmend, gehe von 18 bis 80 quer durch alle Schichten. Schmid: 'Sexfilme leihen sich heute Geschäftsleute und Doktoren bei mir genauso wie Angestellte oder Arbeiter. Und auch Frauen suchen sich immer öfter ganz selbstverständlich Hardcore-Filme aus.'
Aber um diese Art Filme geht es Müller nicht in erster Linie, erklärte er gestern in einem Gespräch mit der AZ: 'Hardcore kann man rechtlich nicht verhindern.' Und ein Stück weit Eigenkompetenz müsse der erwachsene Video-Kunde ja haben. Ihm liegt vor allem an einem Verbot von 'Brutalst-Videos' und Gewalt verherrlichenden Video-Spielen: 'Wenn die verschwänden, würden wir nicht viel verlieren'. Müller sieht den Handel auch die Kaufhäuser im Zug der Selbstkontrolle gefordert. Doch scheine dies zunehmend nicht mehr zu funktionieren. Und welche Eltern, fragt er, haben ihre Kinder wirklich noch vollständig unter Kontrolle?
Unter Kontrolle haben dagegen die Kemptener Videotheken nach Auskunft der Polizei die gesetzlichen Bestimmungen. Hauptkommissar Klaus Schorm: 'Wir haben dort bei unseren regelmäßigen Überprüfungen in Sachen Jugendschutz nichts zu beanstanden. Zutritt haben entweder nur Volljährige oder es gibt baulich streng getrennte Bereiche in ,familienfreundlich` und ,über 18` .'Nichts zu beanstanden hat die Polizei bei den Kemptener Videotheken. Entweder gibt es wie hier beim Videoring strikt in 'familienfreundlich' und 'über 18' getrennte Räume mit entsprechendem Angebot oder es werden nur Volljährige eingelassen. Foto: Martina Diemand