Von Christine Rothauscher Oberallgäu Jeder Wanderer begegnet ihnen auf Schritt und Tritt. Jeder Autofahrer, der durch das Allgäu fährt kennt sie: die Wegekreuze und Bildertafeln mit religiösen Motiven, vor Ostern oft mit Palmkätzchen geschmückt. 'Sie zählen zu den meist verbreiteten Kleinheiligtümern unserer Landschaft und dienen seit Jahrhunderten der Bitte um Segen für Mensch, Tier und Flur', weiß Helmut Zeller. Der pensionierte Kemptener Kirchenmaler restauriert mit Leidenschaft diese kleinen Denkmäler des Volksglaubens. Warum ? 'Als Dank nach einer überwundenen Krankheit'.
Die Geschichte begann vor einigen Jahren, als Helmut Zeller - wie so oft - auf Wandertour rund um Kempten unterwegs war. 'Eine Christusfigur und eine Marienstatue, die verwittert an einem Wegkreuz hingen, haben meinen Blick angezogen', weiß er noch wie heute und dass sein einziger Gedanke war: 'Da muss ich helfen'. Das blieben freilich nicht die einzigen Stücke, um die sich Zeller bis heute gekümmert hat. Und weil er in seinem Arbeitsleben als Restaurator und Kirchenmaler tätig war, zuckt es ihn jedesmal in den Fingern, 'wenn ich als tiefgläubiger Mensch abbröckelnde Farben und Roststellen sehe, die ja für alte Kruzifixe und Wegekreuze das baldige Ende bedeuten'.
Viel Wissenswertes kann der Kemptener Restaurator von den frommen ländlichen Denkmälern zu erzählen: dass sie von Menschen früherer Generationen errichtet wurden als äußere Zeichen, um den göttlichen Schutz für das Wachstum auf den Feldern zu erflehen. Sie dienten als Gebetsorte für Pilger und Wanderer, aber auch als christliche Segensmale gegen Gefahr und Bedrohung im Leben der Bauernfamilien.
'Diese Male geben Zeugnis vom tiefen Glauben unserer Vorfahren', erzählt Zeller und fügt hinzu: 'Zudem sind die alten Feld- und Grabkreuze samt den hölzernen Bildtafeln liebevoll gestaltete Kunsthandwerksarbeiten, die es verdienen, wieder zu Glanz und Ansehen zu kommen'.
Die Begeisterung von Helmut Zeller für die kleinen Denkmäler hat sicher auch mit seinem eigenen Lebenslauf zu tun: Während seines Berufslebens tauchte er große Werke wie das Ludwigsburger Schloss, Kloster Maulbronn, die Schlachtszene von Buchenberg und den 'Weinstadl', (eines der ältesten Münchner Häuser) wieder in Farbe. 'Mein christlicher Glaube und meine Liebe zum Detail haben mich immer aufs Neue beflügelt', sagt er. Auch, als ihn eine lebensbedrohliche Krankheit 'fast verzweifeln ließ'.
Nach seiner Genesung fand der Kemptener Restaurator wieder Gefallen an seiner künstlerischen Arbeit. Die Kalvarien- und Ölbergkapelle nahe der Schlossbergklinik Oberstaufen erhielt durch ihn neuen Glanz. Seither sind durch seine Künstlerhände zahlreiche Skulpturen vom gekreuzigten Christus, Mariengemälde und Wegekreuze restauriert worden. Und noch heute fühlt sich der pensionierte Kunsthandwerker stark von alten, schmiedeeisernen Feld- und Grabkreuzen angezogen. Denn gerne restauriert er die christlichen Denkmäler 'zum Rentnerlohn aus Dankbarkeit an den obersten Chef für meine restaurierte Gesundheit'.