Andrea und Friedrich Mönig (beide 34) aus Bad Wurzach haben schlimme Monate hinter sich, Monate der Angst und des Bangens. Denn ihre Zwillinge Lisa und Irina kamen zehn Wochen zu früh, in der 30. Schwangerschaftswoche, im Memminger Klinikum auf die Welt. Die beiden Frühchen wogen bei der Geburt am 28. Januar lediglich 1390 beziehungsweise 1490 Gramm (siehe auch Infokasten).
"Viele Eltern von Frühchen stehen vor, aber oft auch noch nach deren Geburt Todesängste aus", sagt Dr. Anneli Pfisterer, Funktionsoberärztin am Sozialpädiatrischen Zentrum (SPZ) der Memminger Kinderklinik.
Pfisterer und ihre Kollegen wissen: Gerade Väter und Mütter von zu früh geborenen Kindern brauchen viel Hilfe und Tipps. Aus diesem Grund haben sie in der Kinderklinik nun ein neues Angebot eingerichtet: die Frühchen-Nachsorge-Sprechstunde.
Im Rahmen dieses neuen Konzeptes wird betroffenen Eltern die Möglichkeit gegeben, eine oder zwei Wochen nach der Entlassung ihrer Kinder aus der Kinderklinik zu einem zusätzlichen Beratungstermin in die Sprechstunde zu kommen.
"Wir wollen den Vätern und Müttern Sicherheit geben"
Dabei geht es nicht um Antworten auf medizinische Fragen - dafür sind andere Stellen zuständig -, sondern vielmehr um die Unterstützung bei vermeintlich banalen Alltagstätigkeiten wie dem richtigen Füttern oder Schlafenlegen der Kinder. "Wir wollen den Vätern und Müttern Sicherheit geben, sie bestärken", erläutert Pfisterer. "Die Eltern von Frühgeborenen verbringen drei Monate lang den Großteil ihres Lebens bei uns", berichten die Kinderkrankenschwestern Conny Mahler, Ilona Rutsch und Bianca Weigel über ihre alltägliche Arbeit.
Es sei dann eine riesengroße Umstellung für die Väter und Mütter, wenn sie nach mehrmonatiger Rundumbetreuung mit allen Vorzügen der Hightech-Apparatemedizin plötzlich zu Hause auf sich selbst gestellt seien, erklärt Kinderarzt Dr. Ralf Pallacks (Kinderklinik).
Pallacks, Pfisterer und Sozialpädagogin Ulrike Gäble-Titze von der Kinderklinik sind sich einig: "Nach dem Trauma Frühgeburt dürfen wir die Eltern nicht einfach nach Hause schicken und ihnen viel Spaß mit den Kindern wünschen."
Andrea und Friedrich Mönig gehören zu den ersten Eltern, die das neue Nachsorge-Angebot in Anspruch genommen haben. "Es war sehr hilfreich für uns. Denn wir wussten nicht wirklich Bescheid, was uns erwarten würde, wenn wir mit unseren ersten Kindern heimkommen", sagen die überglücklichen Eltern - und strahlen um die Wette. Denn die Monate der Angst und des Bangens haben sie hinter sich. Seit fünf Wochen sind Irina und ihre Zwillingsschwester Lisa nun zu Hause. Ihnen gehts prächtig. Und sie bringen auch schon 3950 beziehungsweise 3680 Gramm auf die Waage.