Marktoberdorf/Ostallgäu (dec). - Der Heizölpreis steigt und steigt. Zudem soll laut einer EU-Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden ab 2006 ein Energiepass nicht nur für Neu- sondern auch für bestehende Bauten Pflicht werden. Aus diesen Gründen und wegen des gesunden Wohnklimas, wird Adalbert Freichel, Energieberater für das Ostallgäu und Baubiologe, zunehmend mit dem Thema Wärmedämmung konfrontiert. Vor allem so genannte Wärmedämmverbundsysteme liegen laut der von unserer Zeitung befragten Ostallgäuer Fassadenbaufirmen vorn. Dabei wird die Dämmschicht aus Polystyrol, Glas-, Mineralfaser oder alternativen Stoffen wie Holzfaser auf die Außenmauer geklebt oder verdübelt. 'Polystyrol, die billigste Variante, und Glas- oder Mineralfasern werden zu etwa 95 Prozent verwendet', sagt Hubert Linder, Geschäftsleiter der Firma Limo-Therm in Biessenhofen. Auf die Dämmschicht wird zum Schutz vor Bruchstellen ein Glasfasergewebe, die Armierung, aufgeklebt. Dann wird verputzt. 'Wärmedämmverbund-systeme bringen wir überwiegend an Privathäusern oder im öffentlichen Wohnungsbau an. Sie sind preiswerter und optisch ansprechender als Vorhangfassaden', sagt Heinrich Heuser von der Firma Hörmannshofer in Marktoberdorf. Vorhangfassaden (hinterlüftete Fassaden) bestehen aus Tragschienen an der Hauswand. Dazwischen kommt das Dämmmaterial. Vorgehängt werden Fassadenplatten etwa aus Metall oder Holz. Dahinter zirkuliert Luft zirkulieren und transportiert Feuchtigkeit ab. 'Dieses System wird meist bei Industriegebäuden oder privaten Wohnanlagen verbaut. Es ist teurer aber witterungsbeständiger und stabiler, als verputzte Fassaden', sagt Linder.
Fassade allein bringt nichts Wer sich für eine Dämmung entscheidet, sollte berücksichtigen: 'Am sinnvollsten ist, Fenster, Fassaden, Kellerdecke, Dach und Heizung auf einmal zu erneuern. Fehlt dafür das Geld, dann gehören auf jeden Fall Fenster, Fassade und Heizung zeitnah zusammen', weist Linder hin. Das bestätigt Energieberater Freichel und warnt: 'Ersetzt man nur Fenster, führt das zu vermindertem Luftaustausch und damit zu Schimmel.' Eine vernünftige Wärmedämmung dagegen verhindert Sporenbildung nicht nur. Sie hilft laut Heuser feuchte Wohnungen zu trocknen. Übertreiben sollte man es aber nicht. 'Zuviel Dämmung zerstört gesundes Wohnklima genau wie zu wenig', so der Hörmannshofer Geschäftsführer. Betrachtet man die tendenzielle Nachfrage nach Vollwärmeschutz gilt: 'Das Interesse wächst', so Linder. Häufig trifft er auf die 'Erbengeneration, die im Zuge der Erbschaft Häuser renoviert und Fassaden mitsaniert'. Auch Martin Lang von der Firma Xaver Schmid aus Marktoberdorf sieht in der Dämmung künftige Märkte: 'Viele Altbestände sind schwach gebaut. Deren Besitzer investieren wegen steigender Kosten oder weil das Haus wieder schön werden soll.' Heuser geht noch weiter: 'Irgendwann werden wir mit Alternativenergien heizen und damit ein Haus mit Solaranlagen warm wird, ist Wärmedämmung nötig'. Es gibt noch einen weiteren Trend: 'Früher waren Dämmungen 4 bis 6 Zentimeter dick. Heute sind es 8 bis 10 oder sogar 12 bis 14', so Heuser. Diese 'Polsterungen' helfen übrigens nicht nur das Haus warm zu halten und je nach Mauerwerk und Dämmschichtdicke bis zu 50 Prozent Heizkosten zu sparen. Sie schützen auch vor Hitze von draußen. Die einzigen, die beim großen Dämm-Boom oft nicht profitieren, sind kleine Malerfirmen. 'Wir haben früher Fassaden gedämmt. Aber mittlerweile können wir mit den Spezialfirmen kaum noch mithalten', sagt zum Beispiel Siegfried Schrägle von der gleichnamigen Malerei aus Ebenhofen. Seine Kollegen von der Firma Kral aus Obergünzburg dagegen arbeiten weiter im Vollwärmeschutz. Und auch viele andere, größere Malerbetriebe stürzen sich laut Rudolf Beck, zweiter Innungsobmann der Baubranche, auf dieses Segment, das sich als einziges am Bau positiv entwickle. i Wer mehr Informationen zu Fassadendämmungen möchte, kann sie jeden 1. und 3. Montag im Monat im Marktoberdorfer Rathaus, Zimmer 118, von 16 bis 19 Uhr, bei Adalbert Freichel bekommen. Anmeldungen nimmt Helga Egen-Kessler unter Telefon 08342/4008-30 entgegen.