Immenstadt "Tür auf, Tür zu, ab ins Eis!" Und schon schwirren die kleinen blauen Bälle mit den mehreren hundert Dellen durch die Luft. Doch die Golfer, die gerade ihre "Eisen" geschwungen haben, stehen nicht im Schnee und schon gar nicht auf einer Eisfläche. "Der Spruch macht auch keinen Sinn", sagt Golf-Trainerin Barbara Klawitter und lacht, "aber er ist so schön rhythmisch". Und erleichtert dem Anfänger die Handhabung des Schlägers.
Schulsport ist mehr als Turnen, Schwimmen und Leichtathletik. Auch in den Oberallgäuer Schulen gibt es attraktiven und modernen Unterricht. In einer Serie stellen wir Beispiele vor.
Das haben die zehn Schülerinnen und Schüler der Ganztagesklasse "5c" an der Hauptschule Immenstadt aber schon ganz gut drauf. Immerhin treffen sie sich heute zum achten Mal. Noch nicht auf dem Golfplatz, aber in der Turnhalle.
Wenn sich der Bodenfrost verflüchtigt hat, gehts aber ins Grüne - auf die Anlage des Golfclubs Oberstdorf. Der Club bietet dem Nachwuchs - gratis - die Möglichkeit, auf dem Platz Abschlag und "Putten" zu üben.
Aber ist Golf denn nicht etwas für betuchte ältere Herrschaften? "Das Klischee wandelt sich in Deutschland", sagt Klawitter. Die 39-jährige Lehrerin für Sport und Englisch an der Hauptschule Sonthofen ist im Auftrag des Bayerischen Golfverbandes (BGV) unterwegs. Der Verband bietet in diesem Schuljahr für alle Ganztagesklassen in Bayern kostenlosen Golfunterricht mit einem Trainer und der nötigen Ausstattung an.

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Möglichst viele Kinder sollen damit in jungen Jahren an den Sport herangeführt werden berichtet Klawitter. Wenn sie nämlich vor der Pubertät mit Schläger und Bällen hantieren, können sie das Golfen "spielerisch sehr, sehr gut lernen". Hinter der landesweiten Aktion stecke die Hoffnung, eines Tages die deutsche Antwort auf den legendären Tiger Woods zu haben.
Und, wer weiß, vielleicht kommt sie sogar aus Immenstadt? Barbara Klawitter hat in der Klasse "5c" schon ein Talent entdeckt, das sich "außerordentlich geschickt" anstellt. Jetzt will sich die Lehrerin dafür einsetzen, dass der Bub von einem Club gesponsert wird. Was macht Golf denn aus sportlicher Sicht für die schulischen Leibesübungen interessant? Klawitter muss nicht lange überlegen: "Konzentration und Koordination" werden bei der Beschäftigung mit Schläger und Ball gefördert. Das seien Fähigkeiten und Fertigkeiten, die auch als Basis für andere Sportarten gelten. Und die Kinder lernen, aufeinander Rücksicht zu nehmen, betont die Sportpädagogin. Die frühere Beachvolleyballerin golft seit 2000 und schwärmt: Golf sei der einzige Sport, den man mit unterschiedlichem Niveau sehr genießen könne.
Sie sei regelmäßig mit Mann und Kind auf dem Platz. Golf sei aber auch ein Sport, "mit dem man alt werden kann". Außerdem sei die Unfallgefahr "extrem gering". Und man bewege sich bei Wind und Wetter draußen in der Natur.
Bis die Immenstädter Hauptschüler ihre Bälle an der frischen Oberstdorfer Luft schlagen können, üben sie Golfregeln und Etikette und natürlich die Grundtechniken in der Halle. Sie lernen neben dem richtigen Schwung beim Abschlag zu putten, also den Ball bis zum Loch zu rollen. Und sie trainieren das "Chippen" (kurze Annäherungsschläge).
Bälle stoppen am Mattenrand
Wie jetzt zum Ende der Doppelstunde: Die Junggolfer haben ihre kleinen grünen Abschlagmatten um eine große blaue Sportmatte ausgelegt. Und versuchen nun, den Ball aus dem Flug heraus auf die Matte zu bringen. Gar nicht so einfach. Viele Bälle stoppen am Mattenrand oder fliegen weit übers Ziel hinaus. Wie war das mit der geringen Unfallgefahr? Die Golflehrerin hat recht: Denn die kleinen blauen Bälle mit den vielen Dellen wiegen nicht wie im Original rund 46 Gramm, sondern "so gut wie nichts" (etwa 10 Gramm). Es sind "Luftbälle", ideal für das Training in der Halle.