Das «bunte» Allgäu - ein einziger Kräutergarten mit zufrieden lächelnden Landwirten, denen das Geld nur so zuströmt? Wer sich an solcherlei Visionen erfreut, kann sich gleich wieder davon verabschieden. Denn der erfolgreiche feldmäßige Anbau von Heil- und Gewürzpflanzen und ihre Aufbereitung sind «schwierig», warnte Professor Dr. Ulrich Bomme von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft jetzt in einem Vortrag.
«Aber es ist nicht unmöglich», machte der Agrarwissenschaftler den anwesenden Landwirten und Kräuterexperten auch wieder Mut. Bomme war auf Einladung der «Initiative Allgäu-Land-Park» (ALP) nach Stein gekommen. «ALP» wurde vor wenigen Monaten von Michael Finger (Oberstdorf) gegründet mit dem Ziel, Struktur und Landschaft im Allgäu zu entwickeln.
Für einen standortnahen Anbau, so der Professor, spreche grundsätzlich eine Reihe von Vorteilen. So könnten ein hoher Qualitätsstandard und Hygienestatus gewährleistet werden, nicht zuletzt dank einer strengen Gesetzgebung in Deutschland. Positiv seien die kurzen Wege zwischen Produzent und Abnehmer, der außerdem direkten Einfluss auf die Qualität nehmen könne. Landwirte könnten sich damit ein weiteres Standbein aufbauen. Die Wertschöpfung sei beachtlich: 2004 betrug sie in Deutschland für Heilpflanzen 70 und für Topfkräuter 100 Millionen Euro.
Er wolle aber nicht nur in Optimismus machen, betonte Bomme und verwies auf die erkleckliche Anzahl von Nachteilen. Nicht zu unterschätzen seien etwa die Kosten, vor allem - bei steigenden Energiepreisen - für die Trocknung des Ernteguts. Für den Anbau seien überdies Spezialkenntnisse und häufig viel Handarbeit nötig, die Erzeugerpreise seien starken Schwankungen ausgesetzt.
Der Professor riet den Landwirten, sich unbedingt um die Absatzsicherung zu kümmern, bevor sie überlegten, was sie anbauen könnten: «Alles andere führt in den Busch!» Pioniergeist und Eigeninitiative seien ebenso gefragt wie die Bereitschaft zur Handarbeit (teilweise tausend Arbeitsstunden pro Hektar) und technisches Verständnis. Eine Beregnungsmöglichkeit sowie die laufende Kulturbetreuung und eine Trocknungsanlage seien ebenfalls wichtige Voraussetzungen.

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Außerdem müssten die Bauern über entsprechende Lagerkapazitäten verfügen. Sein Tipp: Sich in Erzeugergemeinschaften zusammentun.
Weitere Informationen unter: www.Lfl.bayern.de/ipz/heilpflanzen
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