Sonthofen (jug). Die Erfindung des Carving-Skis liegt weiter zurück als bisher angenommen. Modelle für die taillierten Bretter gab es bereits im 18. Jahrhundert. Über diese Erkenntnis referierte Dr. Joachim Unger aus Sonthofen bei der 3. Konferenz des Weltskiverbandes FIS zur Skigeschichte in Mürzzuschlag (Österreich). Dr. Unger, der das Alpin-Museum Kempten vertrat, analysierte in Zusammenhang mit seiner Studie über das frühe Vorkommen von Carving-Skiern den Text über den Skilauf in der 2. Ausgabe (1804) der Schrift Gymnastik für die Jugend. Diese Seiten sind Spezialisten zwar bekannt, doch war noch nie jemand aufgefallen, dass in einem Nebensatz die Taillierung eines Skis eindeutig beschrieben ist. Dies ist jedoch die Grundvoraussetzung, um einen Carving-Ski bauen zu können, von dem es Modelle bereits um 1860 gab. Der Text weist darauf hin, dass der taillierte Ski aus Norwegen kam, doch bereits im 18. Jahrhundert bekannt war, also ca.
100 Jahre früher als bis jetzt angenommen wurde. In vielen Büchern wird Sondre Norheim in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als der Erfinder angegeben. Die norwegischen Forscher räumen inzwischen ein, dass Norheim den Typ Telemark-Ski gefahren ist und verbreitet hat, aber nicht der Erfinder war. Wer dann, ist noch ungeklärt. Zur diesjährigen Konferenz war sogar der Präsident der FIS, Gian-Franco Kasper, angereist. Er unterstrich die weltweite Verantwortung der FIS für die Pflege der Geschichte und Kultur des Skilaufs. So trafen sich nach 1998 in Oslo und 2001 in Helsinki heuer in der Steiermark über 70 Geschichtswissenschaftler und Verantwortliche für Skimuseen aus 20 Ländern von Japan bis USA, von Australien bis Kanada und den wesentlichen europäischen Skinationen um neue Forschungsergebnisse bekannt zu geben. Prof. Grigori Burov(Ukraine) berichtete über den Fund der ältesten Skier. Während bis jetzt der Ski aus Kalvträsk (im nördlichen Schweden) mit einer Datierung um 3200 Jahre vor unserer Zeitrechnung als der älteste Ski galt, kamen bei Ausgrabungen durch die Russische Akademie der Wissenschaften am Fundort Vis (im Nordwesten Russlands, in der Nähe des Sandor-Sees, in der autonomen Republik Komi) Skifragmente zu Tage, die bis auf 8300 Jahre vor unserer Zeitrechnung datiert werden konnten. Diese Tatsache bedeutet, dass die nachweisbare Geschichte des Skis doppelt so alt ist als man annahm, nämlich ca. 10000 Jahre. In einem Diskussionsbeitrag zu einem Referat zur Geschichte des Skifliegens hob Dr. Unger auf der FIS-Konferenz die Bedeutung der bahnbrechenden Berechnungen des Oberstdorfers Heini Klopfer hervor, ohne welche die immer größeren Flugschanzen nicht hätten gebaut werden können.