Artikel: Carl-von-Linde-Gymnasium in Kempten soll musischen Zweig bekommen - Termin mit Staatskanzleichef Kreuzer

31. März 2012 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
martina diemand

Nein, aufgeben wollen sie nicht: 'Vielleicht können wir ja noch was bewegen', meint Birgit Weisel und sieht auf die dicht beschriebenen DinA-4-Seiten auf dem Tisch. ' bitten wir Sie eindringlich, Ihre Entscheidung nochmal zu überdenken ' steht da – und oben, im Briefkopf: 'Herrn Staatsminister Dr. Ludwig Spaenle, Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus'. Birgit Weisel gehört zu den Eltern, die sich einsetzen für einen musischen Zweig am Carl-von-Linde-Gymnasium im Haubensteigweg. Wie berichtet, hatte das Ministerium den Antrag auf einen solchen Zweig abgelehnt, bei dem Musik Kernfach ist.

Eine Entscheidung, die die Eltern nicht hinnehmen wollen. Seit vergangener Woche haben sich etwa 20 Familien aus Kempten und dem Oberallgäu zusammengetan, Stadträte und andere Politiker angesprochen, einen Protestbrief verfasst. Das Engagement zeigt offenbar erste Wirkung: Am Freitagnachmittag erhielten die Eltern die Bestätigung für einen Gesprächstermin mit Staatskanzleichef und Stadtrat Thomas Kreuzer (CSU).

'Meine Tochter hat nach dem Infonachmittag geweint', erzählt zum Beispiel Christine Janker. Bei dem Termin in der Schule hatte Direktor Werner Preising die Entscheidung des Ministeriums bekannt gegeben.

Dabei wäre ein musischer Zweig doch genau richtig am 'Linde', sind sich Janker, Monika Stich, Adelheid Schmid und Birgit und Andreas Weisel einig. Schon deshalb, weil Musik und Kunst dort seit vielen Jahren eine Rolle spielen – wie auch Direktor Preising sagt.

Er sieht im musischen Zweig aber noch mehr. Nämlich eine dringend notwendige Neuausrichtung seiner Schule. Denn kaum einer entscheide sich inzwischen noch für den humanistischen Zweig am 'Linde'. Und den sprachlichen bieten auch die beiden anderen Kemptener Gymnasien an. 'Deshalb besteht die Gefahr, dass das CvL in Zukunft verstärkt unter dem Geburtenrückgang leiden wird', sagt Preising.

Diese Befürchtung hegt auch Stadtrat und Kinder- und Familienbeauftragter Andreas Kibler. Weshalb er sich ebenfalls ans Kultusministerium gewandt hat. 'Wir brauchen in Kempten drei starke Gymnasien', ist der ehemalige 'Linde'-Schüler überzeugt.

Aber: Kann es – zeitlich – überhaupt noch klappen mit einem musischen Zweig im kommenden Schuljahr? 'Natürlich', sagt Direktor Preising – vorausgesetzt, das Ministerium gebe bis zur Einschreibung noch grünes Licht. Diese beginnt am 7. Mai – zehn Tage vorher soll das Gespräch mit Staatskanzleichef Kreuzer stattfinden. (sh)

Die Familien Weisel und Janker suchen – noch bis Sonntagabend – Mitstreiter für die Idee des musischen Gymnasiums, Telefon: (0831) 6971630 und (0831) 5706254.