Jahreskarte vergessen Bub läuft nach Betzigau Kempten/Betzigau (se). Weil er weder seine Schülerkarte noch genug Geld dabei hatte, durfte ein 12-Jähriger nicht mit dem Schulbus mitfahren. Also lief der Bub von Kempten nach Betzigau. Seine Mutter findet das Verhalten des Fahrers empörend: 'Man muss sich vorstellen, was einem Kind auf der elf Kilometer langen Strecke alles passieren kann.' Das Busunternehmen verweist dagegen auf die Beförderungsbedingungen: 'Kein Transport ohne gültigen Fahrausweis.'Im Rucksack hatte der zwölf Jahre alte Stefan seine Buskarte vergessen, weil am Vortag Wandertag war. Der Chauffeur, der ihn morgens von Betzigau nach Kempten brachte, drückte ein Auge zu und ließ den Schüler des Allgäu-Gymnasiums in den Bus. Mittags jedoch stand der Bursche vor einem Problem: Ein anderer Busfahrer zeigte keinerlei Verständnis und bat zur Kasse. Stefans Barschaft reichte aber nicht fürs Ticket nach Betzigau. Nun gehen die Schilderungen auseinander: Dem Buben zufolge habe ihn der Fahrer eindeutig aufgefordert, den Bus zu verlassen, nachdem seine Freunde ihm kein Geld leihen konnten. Einer der Schulkameraden aus Betzigau bestätigt dies.
Der Chauffeur dagegen behauptet nach Darstellung des Busunternehmens, dass der Bub seine Zehnerle wieder eingesammelt habe und von sich aus ausgestiegen sei. Jedenfalls trat Stefan von der Haltestelle am Fernmeldeamt den Heimweg nach Betzigau an zu Fuß.'Da glaubt man sein Kind beim öffentlichen Nahverkehr in Sicherheit und dann muss es laufen', schimpft Susanne Reiter, Stefans Mutter. Besonders erbost ist sie, weil zum gesamten Fahrpreis kaum noch Geld gefehlt habe: 'Der Chauffeur steht doch in der Verantwortung. Hört die bei 30 Pfennig auf?'Bei Mutter entschuldigt Mittlerweile hat sich der Busfahrer bei Susanne Reiter entschuldigt, nachdem die sich bei der Regionalbus Augsburg (RBA) beschwert hatte. Laut Herbert Schweidler, Leiter des RBA-Verkehrsbereichs Süd, sind die Fahrer freilich angehalten zu kassieren, wenn ein Passagier keine gültige Fahrkarte vorweisen kann. 'Man muss das auch aus Sicht des Unternehmens sehen: Mit den Schülerkarten wird nämlich viel Schindluder getrieben', berichtet er. Dieses Vorgehen sei mit dem Landratsamt abgestimmt. Beim Landratsamt, das für den Kauf der Jahreskarten zuständig ist, spricht man dagegen von einem Einzelfall. Normalerweise gebe es solche Probleme im Schulbusverkehr nicht. 'In der Regel kennen die Fahrer ihre Schüler, und nehmen sie auch mit', weiß Roland Merk\x04 le, zuständig für den öffentlichen Personennahverkehr im Landkreis. Eine Absprache, bei Schülern zu kassieren, die ihre Karte nicht dabei haben, kennt Merkle nicht. 'Das wäre ja auch unsinnig, schließlich ist der Fahrpreis schon einmal entrichtet.'