Ob Hawanger 'Gugger' oder Ungerhausener 'Staudenmauser' - hinter all diesen scherzhaften Beinamen Unterallgäuer Orte verbergen sich kleine Geschichten, die in früheren Zeiten passiert sein sollen. In einer Serie erklärt die Memminger Zeitung in loser Folge die Entstehung dieser Namen. Diesmal geht es um Buxheim. Bei den dortigen 'Flößern' handelt es sich um ehrbare Handwerker. Ein rauer Bursche musste man sein, um in der 'Werkstatt Iller' seinen Mann zu stehen, wie Dorfchronist Ludwig Kiefer erzählt. Buxheim (kth). - In handschriftlichen Aufzeichnungen hat Ludwig Kiefer, Dorfchronist von Buxheim, alles Wissenswerte über die Illerflößerei und die Buxheimer Flößer zusammengetragen. Über 40 Jahre lang hat er sich der Iller gewidmet. Vom Mittelalter bis ins Jahr 1918 diente dieser Verkehrsweg dem Abtransport von Waren aus Kempten und Memmingen nach Ulm und weiter die Donau abwärts bis nach Wien. Die Flößer verschifften gegen Bezahlung Produkte wie Felle, Salz, Eisen, Wein und Käse, vor allem aber Holz. So hätten die waldreichen Deckschotter und Molasselandschaften rechts und links der Iller zur Holzversorgung von Ulm gedient, erzählt Ludwig Kiefer.
Das 'Gefährt' war aus 30 bis 40 Stämmen zusammen gebunden. Eine Floßfahrt von Buxheim nach Ulm dauerte etwa fünf Stunden und erforderte harte Männer, die jedem Wetter und den oft heimtückischen Strömungen trotzen konnten. Nachdem das Ziel erreicht war und die Flößer sich in den Wirtshäusern von Ulm gestärkt hatten, sei es dann zu Fuß zurück nach Buxheim gegangen - etwa 22 Stunden dauerte der Heimweg. Ein Flößer, 'ein Trumm von einem Mannsbild', erzählt Ludwig Kiefer, soll sich für einen Sechser beim Würfeln von einem Kameraden einen Maßkrug am Kopf zerschlagen haben lassen. Und das Ganze ohne gesundheitliche Auswirkungen. Durch die so genannte Korrektion des Flusslaufs in der Mitte des 19. Jahrhunderts, durch den Einbau von Staustufen und den Bau der Eisenbahnlinie von Ulm nach Kempten sei die Flößerei zunehmend erschwert und letztlich dem Untergang geweiht gewesen, blickt Kiefer zurück. Wie sehr damals das Handwerk der Flößerei von der Bevölkerung geachtet wurde, davon zeugt ein Lied des Kirchdorfer Pfarrers Jung für die Beerdigung eines Flößers, der am 20. März 1838 in der Iller ertrank: 'Im tiefen Illerstrome schloss er für diese Welt die Augen zu, denn er verlor das Gleichgewicht und so erlosch sein Lebenslicht'.