Kaufbeuren (agi). - Wenn im Pfarrheim Peter und Paul im Haken ein Duft von Thuja, Buchs und Wachholder in der Luft liegt, hat das weniger mit ersehntem Frühlingerwachen zu tun. Vielmehr sind es neun Damen vom Frauenbund, die mit geschickten Händen die Tradition des Palmbuschenbindens pflegen. In erster Linie geht es ihnen um das Weiterleben kirchlicher Bräuche und deren Bedeutung. Für die gibt es in der munteren Truppe eine Expertin: Steffi Schuppler bleibt in kirchlichen Riten und der dazugehörigen Symbolik keine Antwort schuldig. Die in manchen Gebinden verwendeten roten Eier haben nicht nur Deko-Charakter. 'Das Ei ist ein Zeichen des neuen Lebens. Rotgefärbte Eier schenkten an Gründonnerstag die Mädchen ihrem Liebsten als Liebeserklärung', weiß die kundige Kaufbeurerin. Auch die Palmkätzchenringe haben ihren Hintergrund: der Ring als Symbol für die Unendlichkeit, die Palkmkätzchen in Anlehnung an den Einzug Jesus am Palmsonntag in Jerusalem. 'Dort wurde ihm zur Begrüßung mit Palmzweigen gewunken.'
Verkauft für wohltätige Zwecke'Die Tradition hat wieder deutlichen Zulauf', sind sich die Damen vom Frauenbund einig. Vor gut zehn Jahren haben sie den alten Brauch des Palmbuschenbindens in ihrer Gemeinde Peter und Paul wieder aufleben lassen. Seitdem sind ihre bunten Gebinde, die sie vor der Palmsonntagsmesse für wohltätige Zwecke verkaufen, immer gefragter. 'Letztes Jahr haben wir 200 Stück gebunden, das hat gar nicht gereicht', erinnert sich Waltraud Zellermann. Traditionsgemäß werden die Boschen in der anschließenden Messe gesegnet. Ihren Ehrenplatz erhalten sie hinter dem Kruzifix im Herrgottswinkel, in Küche und Stube oder 'ganz früher im Stall, um das Vieh zu schützen', so Steffi Schuppler. Erst kurz vor Faschingsende werden sie wieder abgenommen, um im Judasfeuer verbrannt und als Aschekreuz am Aschermittwoch auf die Stirn aufgetragen zu werden. Per Mundpropaganda hat sich auch bei Gartenbesitzern dieser Ritus des Bindens eingebürgert: Sie liefern das Rohmaterial mittlerweile ebenso traditionsgemäß - frisch von Bäumen und Büschen geschnitten aus dem eigenen Garten. Um auch die nachrückende Generation für die Gemeinde und ihre Bräuche zu entflammen, findet das Palmbuschenbinden seit vergangenen Jahr an einem Nachmittag auch für die Kommunionkinder der Gemeinde statt. 'Die sind immer riesig stolz auf ihre selbstgebunden Buschen und machen damit auch bei der Palmsonntagsprozession mit', sagt Zellermann.