Weißensberg | knf | Die Weißensberger CSU hat ein Zeichen gegen Bürgermeister Werner Reich gesetzt: Sie geht mit dem Kandidaten Ralf Zimmermann in den Bürgermeisterwahlkampf. Das haben die Mitglieder am Montagabend mit 17 zu 4 Stimmen beschlossen. Reich will jetzt aus der CSU austreten und eventuell mit eigener Liste antreten.
'Das war die erste mittlere Welle, die hohen Wellen kommen noch', sagte Ralf Zimmermann nach seiner Nominierung zu dem turbulenten Wahlkampfbeginn. Er will das Ergebnis sich erst mal setzen lassen und dann mit den CSU-Mitgliedern über Ziele und Vorstellungen reden. Er sei schon immer politisch aktiv gewesen, sagt Zimmermann, er wolle 'gestalten und bewegen'.
Der 44-Jährige hatte sich in der Sitzung als 'Wahlalternative' zu Werner Reich bezeichnet. Als wichtige Themen nannte er Umweltpolitik, Lärmbekämpfung, Verkehrsberuhigung, Flächenverbrauch und altersgerechtes Wohnen. Seine Ziele: eine 'offene und ehrliche Politik', außerdem will er 'den Druck vom Gemeinderat nehmen' und ein 'offenes Verhältnis zu den Bürgern'.
Dass im Weißensberger CSU-Ortsverband einige mit ihrem Bürgermeister nicht mehr zufrieden waren, hatte sich in den vergangenen Monaten gezeigt: Ausgelöst von der Debatte um den geplanten Edeka-Großmarkt bei Rothkreuz war Kritik an Werner Reich laut geworden. Der Vorwurf: Er verwalte die Gemeinde, statt zu gestalten.
Doch auch Zimmermann musste sich bei der Sitzung kritischen Fragen stellen. Ursula Herr warf ihm vor, sie in einem Gespräch beleidigt zu haben und selbst unseriös zu sein. Sie forderte ihn auf, zu erklären, warum er vom Polizeidienst befreit sei. Zimmermann sagte, er habe als Polizeibeamter im märkischen Kreis gearbeitet und dort Kollegen angezeigt - 'weil ich nicht unterscheide zwischen Kollegen und 'Normalbürgern’'. Die Staatsanwaltschaft habe daraufhin ermittelt, das Verfahren sei aber aus Mangel an Beweisen eingestellt worden. Weil er in Folge bedroht und gemobbt worden sei, habe ihn das Land Nordrhein-Westfalen im Alter von 36 Jahren in den Ruhestand versetzt. Zimmermann war Mitbegründer einer Bürgerinitiative gegen die geplanten Edekamärkte in Rothkreuz. Von dem Großmarkt hat Edeka wegen der Proteste abgesehen.
Werner Reich, der seit 17 Jahren Bürgermeister in Weißensberg ist, zog bei der Nominierungsveranstaltung eine Bilanz seiner bisherigen Arbeit: Die Finanzlage sei 'sehr gut', in seiner Amtszeit seien 'Arbeitsplätze hochwertigster Art' geschaffen, Neubaugebiete ausgewiesen und das Kanalsystem erweitert worden. Reich sprach außerdem die Krippe im Kindergarten an und betonte, dass die Gemeinde noch über 20 000 Quadratmeter Bauland verfüge. 'Wir können mit mir die Zukunft gestalten', so Reich.
Abstimmung: 17 zu vier
Die Abstimmung fiel dennoch gegen ihn aus: 17 der wahlberechtigen Anwesenden gaben ihre Stimme Ralf Zimmermann als Bürgermeisterkandidaten, vier waren für Reich, es gab eine Enthaltung.
Reich zeigte sich nicht überrascht: 'Ich habe erwartet, dass es so kommt, das war von einer Gruppe im Ortsverband so programmiert.' Er kündigte an, nächste Woche aus der CSU auszutreten und eventuell mit eigener Liste zur Bürgermeisterwahl am 2. März 2008 anzutreten. 'Ich habe viel Zuspruch aus der Bevölkerung.' Die Alternative wäre, zum 1. Mai 2008 in Ruhestand zu gehen. Kandidaten für den Bürgermeisterposten müssen bis Ende November gemeldet sein.