gingen in alle Welt Vor 100 Jahren starb Ludwig Huber Vielseitig engagiert Kempten (is). 'Durch seinen Tod hat Kempten einen seiner besten, seiner edelsten Bürger verloren', betonte ein Trauerredner undbestätigte ihm, sich 'wie kein anderer um seine Vaterstadt verdient gemacht' zu haben: Am 19. März jährte sich zum hundertsten Mal der Todestag des Kemptener Verlagsbuchhändlers und Buchdruckereibesitzers Ludwig Huber.
Sein Vater hatte 1838 die aus der fürstäbtlichen Buchdruckerei und Hofbuchhandlung hervorgegangene Joseph Köselsche Buchdruckerei erworben. Nach seinem frühen Tod durfte Sohn Ludwig, der das Humanistische Gymnasium besuchte, mit königlicher Erlaubnis bereits mit 17 die Matura ablegen und wurde vorzeitig für großjährig erklärt. 1866 trat er als Prokurist an die Spitze des Unternehmens und war ab 1872 Alleineigentümer.
Ludwig Huber stellte seine ganze Kraft in den Dienst des Betriebes und führte ihn zu großer Blüte. Er ließ 1883/84 an der Wartenseestrasse ein neues Geschäftshaus und zehn Jahre später einen Erweiterungsbau errichten sowie die technische Ausstattung jeweils auf den neuesten Stand bringen. 1884 erwarb Huber die B. Schmidsche Verlagsbuchhandlung in Augsburg, die u. a. Gesangbücher und Katechismen für die Diözese herausbrachte.
Der Hauptbetrieb in Kempten machte sich international einen Namen mit Werken der Kirchenväter (79 Bände in 18 Jahren) und gewann Weltruhm mit Büchern des 'Wasserdoktors' Sebastian Kneipp in Wörishofen: Hunderttausende von Exemplare gingen in zehn Sprachen in die Welt und trugen den Namen der Köselschen Buchhandlung in alle fünf Erdteile. Bleibende Verdienste um die Heimatkunde des Allgäus erwarb sich das Haus mit der Herausgabe des dreibändigen Werks 'Geschichte des Allgäus' von Dr. F. L. Baumann sowie der 'Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus' (zwei Bände) von Dr. K. Reiser.
Unter Führung von Ludwig Huber errang das Unternehmen 1867 auf der Pariser Weltaustellung die bronzene Medaille, sechs Jahre später auf der Weltausstellung in Wien ein Anerkennungsdiplom und 1882 auf der Bayerischen Landes-, Industrie-, Gewerbe- und Kunstausstellung in Nürnberg die silberne Medaille. Zwei Päpste übermittelten ehrende Handschreiben, außerdem wurde der Kemptener mit dem Ritterkreuz vom Orden des heiligen Gregorius und dem Verdienstkreuz 'Pro ecclesia et pontifice' ausgezeichnet.
Ludwig Huber, der vom Jahr 1874 an die Allgäuer Zeitung herausgab, trat auch auf politischem Gebiet hervor. Viele Jahre Mitglied im Kollegium der Gemeindebevollmächtigten in Kempten, wurde er zum anerkannten Führer der katholischen Zentrumspartei im Allgäu. Wenn die einstige Hochburg des Liberalismus damals durch Exponenten seiner Partei im Reichstag vertreten war,wurde dies in erster Linie dem unermüdlichen Einsatz Hubers zugeschrieben. Er gründete außerdem den Katholischen Männerverein Kempten, saß 24 Jahre in der Kirchenverwaltung St. Lorenz und stand dem Verein 'Bürgergesellschaft' vor.
Bei der Beerdigung in Anwesenheit des Bischof s von Augsburg hob der Stadtpfarrer von St. Lorenz hervor, dass der Verstorbene im Jahr zuvor aus Dankbarkeit in seinem Park eine Kapelle erbaut hatte. Der dortige 'Maggmannshofer Altar' mit einem spätgotischen Schnitzrelief der Krönung Mariä erinnert noch heute an den Mäzen Ludwig Huber.