Von Volker Geyer, Waltenhofen - Sie wollten keine kleinen Fische fangen. Mächtige Hechte sollten es schon sein. Doch mit dem, was am Samstagnachmittag am Niedersonthofener See dann mit Macht an der Angel zerrte, hatten Hamdi und Ibrahim Saricaoglu nie und nimmer gerechnet: 'Als wir das Ding sahen, waren wir wirklich geschockt!' Ein über zwei Meter langer und 63 Kilogramm schweren Waller hatte sich den Köder an Hamdis Angel geschnappt und die beiden Brüder gut zwei Stunden lang in Atem gehalten. 'Der Wels zog unser Boot bis ans andere Ufer', erzählt Hamdi, der zuvor erst einen einzigen Fisch in seinem Leben gefangen hatte. Dort ist es den Brüdern aus Lauffen bei Heilbronn schließlich mit Hilfe von Badegast Bernhard Mair aus Obergünzburg gelungen, den gewaltigen Waller mit bloßen Händen an Land zu hieven. Nach Aussage heimischer Fischer ist das wohl der 'größte Brocken', der jemals aus dem Niedersonthofener See gezogen wurde. Wie der 25-jährige Ibrahim weiter erzählt, wollte er seinem zwei Jahre jüngeren Bruder, ein paar 'Nachhilfe-Stunden' im Angeln geben. Schließlich bereite sich Hamdi gerade auf die Fischerprüfung vor. Und dass es im Niedersonthofener See große Fische gibt, wusste Ibrahim von früheren Besuchen: 'Ich habe dort schon tolle Hechte gefangen.' Also machten sich die beiden zusammen mit Hamdis Freundin Jasmin für einen Tag auf nach Waltenhofen-Memhölz. Bei Max Berteles 'Insel-Camping' kauften sie sich eine Fischerkarte und mieteten sich ein Ruderboot. Gegen 11 Uhr ging's hinaus auf den See. Da sie es auf einen großen Hecht abgesehen hatten, benutzten sie einen so genannten 'Woppler' als Köder - ein 14 Zentimeter langes künstliches Fischchen.
'Wir zogen die Angelschnur hinter dem Boot her', berichtet Ibrahim, der seit seinem zehnten Lebensjahr angelt. Gegen 13 Uhr schnappte der Waller zu - und zwar nur etwa drei bis vier Meter vom Ufer entfernt. Dann entbrannte ein harter Kampf, während dem der Fisch das Boot hinter sich herzog. 'Mir tun heute noch die Arme weh', sagt Ibrahim. Nach etwa zwei Stunden schwanden die Kräfte des Wallers. Da sie den 'Riesen' nicht ins Boot hieven konnten, versuchten sie ihn an Land zu ziehen. Hamdi: 'Zum Glück kam uns ein Badegast zu Hilfe, der sich mit Fischen dieser Größe auskannte.' Gemeinsam verfrachteten sie den Waller schließlich an Land und später ins Auto. 'Am Abend haben wir ihn zu Hause dann portionsweise eingefroren', beschreibt Ibrahim das Ende eines großen Fangs. 'Ein größerer Waller ist meines Wissens noch nie im See gefangen worden', betont der 57-jährige Bertele, der von klein auf am See lebt. Der Fischer weiß von Donau-Wallern, die bis zu 2,80 Meter lang werden. Aber am Niedersonthofener See sei der Rekord bislang von einem 1,97 Meter großen Waller gehalten worden, der vor etwa fünf Jahren angebissen hatte. In der vergangenen Woche wurden laut Bertele übrigens ein 1,4 und ein 1,1 Meter langer Waller im Niedersonthofener See gefangen. Für Ibrahim und Hamdi wären das natürlich jetzt kleine Fische.