Neugablonz (rm). - In diesem Jahr wäre Oswald Wondrak 100 Jahre alt geworden. Anlass genug, das letzte deutsche Stadtoberhaupt von Gablonz und den langjährigen Bürgermeister Kaufbeurens beim Festwochenende in Neugablonz ausführlich zu würdigen. Die Ehre erwiesen dem 1985 Verstorbenen dabei auch Dr. Albert Prinz von Sachsen und seine Frau Elmira Prinzessin von Sachsen. Aufgereiht vor der Büste des zu Ehrenden im Foyer des von ihm mit geschaffenen Gablonzer Hauses lauschten hunderte Besucher den Laudationes von Oberbürgermeister Stefan Bosse, Altoberbürgermeister Rudolf Krause und der Tochter Wondraks, Eva Maria Simon. Die Redner waren sich einig, dass sich Wondrak Zeit seines Lebens für seine Mitmenschen eingesetzt und viel Gutes bewirkt hat. Nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft arbeitete er ab 1950 entscheidend am Aufbau von Neugablonz mit. OB Bosse verglich den im Juli 1906 Geborenen mit einem erfolgreichen Gärtner, der aus dem bereits 1945/46 im damaligen Kaufbeuren-Hart gepflanzten Reis einen 'ganzen Park angelegt' habe. In den Jahren 1952 bis 1972, in denen Wondrak als Bürgermeister von Kaufbeuren wirkte, habe der neue Stadtteil sein Gesicht angenommen und an Tiefe gewonnen, so Bosse. Bis heute trage Neugablonz die Handschrift Wondraks. Bis heute sei sich der Stadtteil selbst treu geblieben und zutiefst menschlich. 'Das macht Mut für die Zukunft', erklärte Bosse. Er enthüllte eine zweite Büste Wondraks, für die der Stadtrat noch einen 'würdigen Platz' finden soll. Zudem versprach Bosse, dass die heutigen Stadtväter im Sinne Wondraks an der Entwicklung von Neugablonz weiterarbeiten werden.
Vorbild und väterlicher Freund Die Gelegenheit, dies noch zusammen mit Wondrak zu tun, hatte Alt-OB Krause. Er lernte den engagierten Kommunalpolitiker Ende der 50er Jahre als Anwalt kennen und arbeitete ab 1970 mit ihm als Oberbürgermeister zusammen. 'Man konnte sich in jeder Hinsicht auf Oswald Wondrak und sein Wort verlassen', berichtete Krause. Für ihn sei der Neugablonzer kommunalpolitischer Lehrmeister, Vorbild und väterlicher Freund gewesen. Krause erinnerte zudem an die rasante Entwicklung Kaufbeurens durch den neuen Ortsteil Neugablonz. Hatte die Stadt 1950 nicht mal 20 000 Einwohner, waren es 1972 rund 39 000, davon über 13 000 Neugablonzer. Neben seines Engagements für den neuen Kaufbeurer Ortsteil sei Wondrak auch 'Motor für die Kontakte zu anderen Vertriebenenstädten in Bayern' gewesen. 'Er suchte und fand Erfüllung im Handeln für die Mitmenschen mit dem Blick für das Wesentliche' und sei ein 'Urgestein der Kommunalpolitik' gewesen, sagte Krause weiter. Einen sehr persönlichen Rückblick auf das Leben ihres Vaters gab Eva Maria Simon. Sie gewährte Einblicke in seine Kindheit, sein leidenschaftliches Hobby - das Bergsteigen - und seine persönlichen Ziele. Simon betonte, ihr Vater habe für die Autonomie der Sudetendeutschen gekämpft, aber auch zum freundlichen Miteinander mit den Tschechen aufgerufen. Aus der Kriegsgefangenschaft sei er gebeugt, aber nicht zerbrochen zurückgekehrt. In den harten Jahren des Aufbaus habe er sich sehr bald in der Kommunalpolitik engagiert. Seine letzte große Aufgabe sei die Errichtung des Gablonzer Hauses gewesen. Mit seinem Sinn für Gerechtigkeit sei er selbst zur Brücke geworden als Verbindung zwischen Kaufbeuren und Neugablonz. Sehr gerührt bat Simon zum Abschluss ihre Enkel Matthias (3) und Johannes (6) Wilczek an der Büste ihres Uropas zwei Blumenkränze nieder zu legen. Musikalisch gestalteten die Feier 'Die Holzwürmer' und der Gesangsverein Sudetenland.