Oberstdorf (pts). Fünf Millionen Euro sind nach einer Bilanz des Oberstdorfer Bürgermeisters Thomas Müller allein im Stillachtal zur Aufarbeitung der Hochwasserschäden vom August 2005 verbaut worden. Der Rathaus-Chef nannte diese Zahl bei der offiziellen Übergabe einer neuen überdachten Holzbrücke über die Stillach in der so genannten Zimmeroy nahe der Skiflugschanze. Die kirchliche Weihe der Brücke im Beisein zahlreicher kommunaler und behördlicher Vertreter hatte Symbolcharakter für alle Erneuerungsbauten im seinerzeit stark betroffenen Seitental.
Allein vier zerstörte oder zumindest stark von den Überschwemmungen in Mitleidenschaft gezogene Brücken mussten über den Iller-Quellfluss neu geschlagen werden. Drei davon entstanden neu in einer Holzbauweise, die die alpine Tradition früherer Jahrhunderte wieder aufgriff, also Übergänge mit einem Dach. Neben der Zimmeroybrücke wurden auch die Stillach-Überquerungen am Unteren Renksteg, in der Faistenoy bei der Fellhornbahn und der so genannte Schulsteg in Richtung Birgsau neu errichtet.
Noch dazu musste die Marktgemeinde Reparatur-Arbeiten an den beiden Lawinengalerien der Straße nach Birgsau vornehmen. Und außerdem ging die Erneuerung der Straße selbst schwer ins Geld, wie Bürgermeister Müller bei der Brücken-Übergabe darlegte. Glücklicherweise unterstützte der Freistaat Bayern die Hochwasser-Schadensbehebung gleich mit 3,6 Millionen Euro.
Die Regulierung hat nach Einschätzung von Müller dem Stillachtal optischen Gewinn beschert und zugleich den regionalen Wirtschafts-Kreislauf gestärkt. Verwendet wurden nämlich einheimische Hölzer, wobei die überdeckten Brücken langlebiger sind und zudem besser ins Bild einer Alpenlandschaft passen. Nicht gern erinnert man sich in Oberstdorf an den Tag des verheerenden August-Hochwassers, als erst 25 Kilo Dynamit dem verbogenen und verkeilten Stahlgerüst der alten Zimmeroybrücke den Garaus machen konnten. Es war die einzige Möglichkeit, um das Hindernis aus verkeilten Baumstämmen zu beseitigen und den Hauptort vor einer unkontrollierbaren Überflutung zu behüten.
Die Geistlichen Markus Wiesinger (evangelisch) und Peter Guggenberger (katholisch) segneten die neue Brücke, die einen besonderen 'Brückenheiligen' aufweisen darf. Es ist nicht, wie üblich, ein heiliger Nepomuk, sondern ein Wendelin, der Schutzpatron der Hirten und Kleinbauern. Brückenplaner Matthias Kappeler hat die Holzfigur gestiftet, und Tochter Judith hat sie geschnitzt. Nachdem es noch zwei Wendelinus-Kapellen im Stillachtal (Gschlief und Birgsau) gibt, könne man nun sogar von einem 'Talheiligen' sprechen, meinte Ingenieur Kappeler.