Oberallgäu | Von Werner Kempf: Brettl-Spaß für Carver und Skater

24. Dezember 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
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Ski-Trends: - Was Oberallgäuer Experten beim Kauf von Alpin- und Langlauf-Ski raten

Die Auswahl ist groß und die Produkt-Palette riesig. Früher gab es ein paar wenige Ski-Modelle, wenn man vor dem Regal eines Sportgeschäftes stand und neue Bretter kaufen wollte. Easy-Carver, Allround-Carver, Race-Carver, Fun-Carver und All-Mountain-Ski heißen heute die Produkte. Daneben gibt es noch Twin Tip- und Freeride-Ski. Um sich zurecht zu finden, haben wir Experten nach den neuen Modellen und der aktuellen Skitechnik gefragt.

Eine Revolution, wie man die Bretter richtig laufen lässt, ist nicht in Sicht. "Nach wie vor ist das Carven für die Pistenfahrer das Nonplusultra", sagt Herbert Sedlmair aus Immenstadt, Vorsitzender der Allgäuer Skilehrer. Auf glatten präparierten Pisten sollten die Skikanten zwei Striche in den Schnee zeichnen. Dabei ist auf eine ausgewogene Belastungsverteilung auf beide Ski zu achten, wobei der Außenski dominiert. "Die Bewegungen aus den Beinen sollten weich und fließend sein, so dass eine durchgehende Druckverteilung erreicht wird", erläutert der Ski-Experte. Der Könner schafft es, mit kürzeren und stark taillierten Ski, sogar bei kleinen Radien ohne Rutschen durch die Kurven zu fahren.

Immer mehr Skifahrer suchen die Herausforderung im freien Gelände, in der Buckelpiste oder im Funpark, sagt Sedlmair. Hierbei sei eine flexible Technik notwendig. Der Ski müsse auch hier wieder gedriftet sowie gerutscht und nicht nur mit den Kanten geschnitten werden.

Allround-Modelle für Einsteiger

Die Zeiten, in denen es zwei oder drei Skikategorien gab, sind vorbei.

Für die Einsteiger und Aufsteiger werden Allround-Modelle angeboten, die nicht so schnell sind und Fehler eher verzeihen. "Die Länge sollte deutlich unter der Körpergröße liegen", empfiehlt Sedlmair. Für die meisten Skisportler dürfte ein "Allmountain"-Model in Frage kommen.

Wobei es auch hier wieder Untergruppen gibt, die eher für Piste, Gelände, Tiefschnee, kürzere Radien oder auch größere Schwünge bevorzugt eingesetzt werden können. "Ein Ski mit einem Radius zwischen 15 und 18 m und einer Länge von 1,70 bis 1,80 Meter deckt bei Männern das größte Spektrum ab", lässt der Skilehrer-Chef wissen. Sehr sportliche Fahrer würden sich an Slalomcarvern mit einem Radius von rund 12 Metern und einer Länge von 1,65 Meter orientieren. Dieser Ski ermöglicht die radikalsten Kurven und spektakulärsten Schräglagen, sagt Sedlmair. Wer mehr Tempo bevorzuge, sollte zum Race-Carver greifen, der weit gezogene Kurven bei hohem Tempo zulässt. Skifreaks, die sich mehr im Funpark bewegen, greifen zu so genannten "Twintips", die vorne und hinten aufgebogen sind. Nach Jahren, in denen die Ski immer kürzer und die Geometrie der Ski immer noch kleinere Radien aufwies, geht der Trend eher wieder zurück.

Die Ski werden wieder etwas länger gefahren und die Radien moderater. Auch der Skikörper wird etwas breiter gebaut. Insgesamt werden die Ski dadurch gutmütiger und nicht mehr so aggressiv.

Ein absoluter Trend im Langlaufsport sei immer noch das "Nordic Cruising", das Pendant zum Nordic Walking, sagt Uwe Spörl, staatlich geprüfter Langlauftrainer aus Bad Hindelang. Die Modelle sind an der Spitze und im hinteren Bereich des Skis mit Carbon verkleidet, "um eine hohe Stabilität und ein geringeres Gewicht zu erlangen".

Die Ski verfügen über eine breite Geometrie und verleihen somit trotz der Kürze eine große Standfläche, sagt Spörl. Dies komme vor allem Anfänger zugute. In der Steigzone seien Schuppen eingearbeitet, die sich mit dem Schnee verzahnen.

Die Tendenz beim Schuh gehe eindeutig zu dünneren Sohlen. "Das ermöglicht ein leichteres Beugen im Sprunggelenk, um die Kraft beim Abstoß direkter auf den Ski übertragen zu können", sagt der 42-Jährige. Ferner werde dadurch das Gefühl fürs Gleiten verstärkt. Für sportliche Läufer empfiehlt Spörl je nach Können einen Skating-Ski, der zehn Zentimeter über der Körpergröße liegt (Classic-Ski: Körpergröße plus 25 Zentimeter). Ganz wichtig sei, dass der Ski die richtige Spannung hat, "damit Langlaufen Spaß macht".

Bei Anfängern sollte die Skilänge nie größer als die Körpergröße sein. Grundsätzlich rät Spörl, die Ausrüstung bei einer professionellen Langlauf-Schule zu testen.