Kempten | li | Erstmals seit Jahren dauerte die Hauptversammlung beim Allgäuer Brauhaus mehr als eine Stunde. Ein Aktionär aus Köln hatte einen ganzen Katalog an Fragen gestellt, die sich unter anderem um den Gaststättenbesitz drehten. Vorstand Heinz Christ verriet den 270 Aktionären im Kornhaus daraufhin, dass die Brauerei zwölf Anwesen verkauft habe. Den Erlös von rund 2,95 Millionen Euro legte das Unternehmen in die Rücklage.
Der Verkauf der zwölf Immobilien sei keineswegs der Ausverkauf des Tafelsilbers, unterstrich Christ. Man habe die Gaststätten unter die Lupe genommen und einen Investitionsbedarf von 1,3 Millionen Euro festgestellt. Dann habe man die Gebäude schätzen lassen und schließlich verkauft. Das Inventar bleibe im Brauereibesitz, so Christ. Außerdem wurden die Bierlieferrechte für das Unternehmen gesichert.
Den Erlös will Christ 'Wert erhaltend verwenden', beispielsweise für den Erwerb neuer Objekte. Derzeit besitze die Brauerei nur mehr drei Gaststätten, darunter das 'Wilde Männle' in Oberstorf und das 'Stift' in Kempten, bilanzierte der Vorstand.
Was mit dem ehemaligen Brauereigelände in Kempten an der Königstraße passiert, interessierte die Aktionäre diesmal nicht. Auf AZ-Anfrage erklärte Christ: 'Wir führen vernünftige Gespräche.' Absichten in Richtung Brauhaus-Gelände hatte vor einigen Wochen bereits der neue Teilhaber am Zentralhaus geäußert.
'Dramatische' Einbrüche
Im abgelaufenen Jahr setzte die Brauerei 2,82 Prozent weniger Bier ab. Christ analysierte für die Aktionäre die Kerngeschäftsfelder: Im Bereich der Feste stellte er 'dramatische Absatzeinbrüche' und gleichzeitig steigende Dienstleistungsansprüche fest.
Durch das Rauchverbot und die Diskriminierung von alkoholhaltigen Getränken stehe eine große Anzahl der Gastronomie-Kunden unter enormem wirtschaftlichen Druck. Im Bereich Einzelhandel und Abholmärkte sorgten Mehrwertsteuererhöhung und Preissensibilität der Kunden für sinkende Margen. Erstmals seit Jahren schüttete das Allgäuer Brauhaus deshalb keine Dividende aus.