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Brauch als Dank dafür, was in der Natur wächst

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Brauch als Dank dafür, was in der Natur wächst

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    Durach/Kempten (is). Fast jedes Jahr bindet sie einen Kräuterboschen. 'Wenn nicht, dann fehlt mir etwas', verrät Cilli Glogger. Die Bäuerin aus Linggen bei Durach lässt sich heuer bei diesem Brauch auf der Allgäuer Festwoche über die Schulter schauen: bei einem Festgottesdienst am 15. August in der Allgäuhalle. Bei dieser Aktion im Rahmen der Landwirtschaftlichen Sonderschau zur Festwoche wird Cilli Glogger zeigen, wie man solche Sträuße bindet, sowie Pflanzen aus Garten, Acker und Feld erklären, die verwendet werden. Die gebürtige Waltenhofenerin hat den Brauch schon von ihrer Oma kennen gelernt: 'Das war ihr Heiligtum.' Und von ihr weiß sie auch, wie man einen Kräuterboschen im traditionellen Stil zusammenstellt. Oben werden eine Wetterkerze und Kornähren plaziert: Gerste, Weizen und Hafer, die von der ehemaligen Ortsbäuerin von Durach eigens angebaut werden, ebenso wie Flachs. Den Abschluss unten bilden die schönste Zwiebel und Wurzelgemüse wie Gelbe Rübe und Kohlrabi. Die anderen Pflanzen werden kranzförmig angeordnet: Roter Holder, Schafgarbe, Krampfkraut, Johanniskraut, Ringelblume, Majoran, Zitronenmelisse, Isop, Pfefferminze, Lavendel, Frauenmantel, Thymian. Ein buntes Band umgibt das Ganze. Die genannten Pflanzen sind allesamt Heilkräuter. So wird Krampfkraut, in Milch aufgekocht, gegen Blutvergiftung verwendet - ausprobiert im Hause Glogger: Als dem Bauern einmal keine Antibiotika halfen, trank er die grüne Milch und wurde wieder gesund. Das Johanniskraut, weiß die Bäuerin, als Öl zum Einreiben oder als Tinktur, wirke beruhigend. Salbe aus Ringelblume helfe bei Verstauchungen oder Verrenkungen, die Schafgarbe werde als 'Frauenkraut' geschätzt. Salbei sei wichtig bei Halsschmerzen, könne mit Holder gemischt werden. Apropos Holder: Vor ihm, so laute ein Sprichwort, solle man den Hut ziehen, weil er rundum eine Heilpflanze sei.

    Schutz gegen Unheil 'Mit diesem Brauch wird gedankt für alles, was uns der Herrgott wachsen lässt', betont Cilli Glogger. Die Wetterkerze sei Symbol für den Schutz gegen Unheil und Blitz, das Getreide Sinnbild für Nahrung, Kräuter dienten der Gesundheit und brächten Heilung von verschiedenen Leiden. Einen halben Tag ist die Bäuerin unterwegs, bis sie alle Pflanzen beisammen hat. Nach der Segnung in der Kirche nimmt sie daheim das Gemüse zum Kochen, der übrige Boschen wird im Hausgang aufgehängt - oft das ganze Jahr. Zum Binden hat sie Leinenfaden verwendet, damit der ausgediente Strauß traditionsgemäß zur Gänze dem Feuer übergeben werden kann. i Der Gottesdienst am 15. August, zelebriert von Geistl. Rat Josef Herz, mit Weihe der Kräuterboschen beginnt um 10.30 Uhr in der Allgäuhalle. Dabei werden kleine Kräutersträuße angeboten. Die Musikkapelle Heiligkreuz gestaltet die Messe mit.

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