Ausstellung in der Pflanzenkundlichen Schausammlung in Weiler eröffnet Weiler im Allgäu (rau). Botanik, Jugendstil und Briefmarken - was diese Begriffe verbindet, will eine Doppelausstellung in der pflanzenkundlichen Schausammlung in Weiler zeigen. Pflanzen als dekorative Elemente auf Jugendstilwerken und Naturmotive auf Briefmarken aus aller Welt passen sich harmonisch in den Rahmen des ständig ausgestellten Herbariums ein..
Hugo Müller aus Weiler hat seit seinem zehnten Lebensjahr Briefmarken gesammelt. Irgendwann entstand der Wunsch, die Marken nach Motiven zu ordnen. Auffällig, dass in den meisten Ländern die Briefmarken wesentlich aufwändiger und bunter gestaltet sind, als bei uns. So entstand eine lebendige Schau von einigen Originalen und vielen großen Plakaten mit den Themenmarken, die Müller schon 1995 für seine Schüler zusammengestellt hatte. Die Tier- und Pflanzenwelt bot den Briefmarkenkünstlern überall auf dem Globus einen fast unerschöpflichen Vorrat an Motiven. So französisch wie die Jugendstilausstellung war die Eröffnung durch Claude Gradek, die zweisprachig mit Petra Berners die Gäste in die Welt der 'Ecole de Nancy', der Schule von Nancy einführte. Die Besonderheit dieser Schule war die gute Zusammenarbeit jener Künstler. 'Sie haben sich alle von Kindheit an gekannt, Konkurrenz gab es nicht', erzählt Claude Gradek, die vor zehn Jahren beim Besuch eines Seminars in ihrer Heimatstadt auf die Jugenstilgruppe wieder aufmerksam geworden ist. Architekten wie Lucien Weissenburger und Alexandre Mienville oder der Glaskünstler Daum haben unter Führung des Botanikers Emile Gallè Werke geschaffen, die Lebensfreude und vor allem eine starke Neigung zur Natur ausdrücken. Nancy war ein idealer Nährboden für solche unternehmerisch denkenden Künstler. Ende des 19. Jahrhunderts fand die Botanik in dieser kunstsinnigen Stadt einen Aufschwung, der botanische Gärten und häusliche Pflanzenzucht entstehen ließ. Emile Gallè erfand in der elterlichen Glasfabrik neue Methoden der dekorativen Glasgestaltung. Vasen entstanden, die mit ihren Naturmotiven und -Formen sehr modern wirken. Neben vielerlei Pflanzen finden sich Tiere wie Kaulquappen und Libellen auf den dargestellten Kunstgegenständen. Ein ganzes Viertel ist in Nancy im Jugendstil entstanden, wie die Plakate zeigen. In der Zusammenarbeit der Künstler wurden Materialien wie Holz, Glas, Eisen und eben auch Stein verwendet, um Häuser zu bauen, bei denen Ornamente nicht einfach nur Schmuck sondern integrierte Elemente sind. So scheinen Farne die Säulen zu unterstützen und nicht nur zu dekorieren, Fenster folgen der Form einer Ranke und ein Kamin mitten in einem Raum wirkt wie ein Baum. Durch die Zusammenstellung der Austellungsplakate mit den vorhandenen Pflanzenschaukästen, entsteht eine Einheit, die die Verbundenheit der Mitglieder der 'Ecole de Nancy' mit der Natur fühlbar macht. Jo Richters musikalischer Beitrag bei der Eröffnung in der fast übervollen Schausammlung, ließ eine beschwingte Stimmung entstehen.