An der Kasse der Disco gibt es einen Anstecker an die Brust: "Heute Abend bist Du Marge, viel Spaß bei der Suche nach Homer. Wenn ihr euch findet, gibt es ein kostenloses Getränk an der Bar." Es ist Valentinstag und es ist Single-Party. Auf der Suche nach einem der mehreren Homer im Raum, trifft man auf Ernies, die nach Berts Ausschau halten und Bonnies auf der Suche nach dem Clyde fürs Leben.
Single-Partys sind nur eine Option, sich heutzutage kennenzulernen. Doch welche ist noch immer die Aussichtsreichste? Laut der Studie einer Online-Partneragentur lernen sich 28 Prozent der 19 Millionen Paare in Deutschland über den Bekanntenkreis kennen. Jedes fünfte Liebespaar kennt sich aus Klubs und Bars. Knapp gefolgt vom Arbeitsplatz, wo sich 17 Prozent kennen- und lieben lernen. Mit ganzen 16 Prozent folgt im 21. Jahrhundert das Internet als Plattform, um den Partner kennenzulernen.
Liebe auf 400 Kilometer Distanz
So hat es auch bei Carolin Hölter und Thomas Hug gefunkt. Die Krankenschwester aus Mainz und der Kemptener meinten es beide nicht wirklich ernst, als sie sich bei einem Flirt-Portal anmeldeten. Dann entdeckten sie sich: erste schüchterne Mails, das erste Telefonat, das erste Treffen. Daraus wurde schließlich Liebe auf 400 Kilometer Distanz. "Dass wir nicht ewig pendeln wollten, war schnell klar", erzählt der 29-jährige Thomas. Nach weniger als einem Jahr hat Carolin eine Stelle im Allgäu bekommen, ihre Koffer gepackt und ist nach Kempten gezogen. "Ich bereue nichts, das ist die beste Entscheidung meines Lebens gewesen", sagt die 27-Jährige. Weil sie ihr eigenes Glück durch solch einen Zufall gefunden haben, beschlossen sie vergangenes Jahr, selbst ein wenig Amor zu spielen. Sie organisieren Candle-Light-Dinners oder auch "Schnelles Kennenlernen" (vom englischen Speed-Dating, mehr unter www.was-neues.de), modernes Kuppeln im 21. Jahrhundert eben.
Kulturunterschiede überwunden
Ganz anders war es bei Julia aus Börwang (Oberallgäu) und Philipp aus Recklinghausen (Ruhrgebiet): Die Diplom-Betriebswirtin und der Diplom-Kaufmann zählen zu den 28 Prozent der Paare, die sich über den Bekanntenkreis kennengelernt haben. Schuld an allem war ein gemeinsamer Freund: über die Arbeit lernte dieser Julia kennen, in China hatte er sich zuvor mit Philipp angefreundet. Zu Julias Geburtstagsparty in Erlangen brachte er den zugezogenen Philipp kurzerhand mit. "Eigentlich wollte ich damals gar nicht nach Bayern, hatte aber eine gutes Jobangebot", erzählt Philipp, "und jetzt werde ich im Juni sogar in Julias Heimat, im Allgäu, heiraten". Die anfänglichen Kulturunterschiede scheinen gut überwunden.
Der erste Besuch im Allgäu war für Philipp zwar noch "etwas befremdlich", doch inzwischen bringe er ein passables "Griaß Di" zustande und habe Braunvieh und Kässpatzen lieb gewonnen. "Ich bin froh, dass ich Philipp meine Leidenschaft - die Berge - vermitteln konnte und er Spaß daran gefunden hat", sagt die Börwangerin. Sogar so viel Spaß, dass nach dem Antrag auf dem Blender, auch in den Bergen geheiratet wird: am Söllereck in Oberstdorf.