Tannheim/Füssen/Kempten (mar/mun). - Bei einem folgenschweren Skilift-Unfall im Tannheimer Tal (Tirol) ist eine 58 Jahre alte Frau aus Füssen schwer verletzt worden. Wie erst gestern bekannt wurde, hatte eine plötzliche Sturmböe am Montagmittag dazu geführt, dass das Seil des Sessellifts am Neunerköpfle bei Tannheim aus den Führungsrollen sprang. Die Frau stürzte etwa vier Meter in die Tiefe und erlitt zwei Wirbelfrakturen, Rippenbrüche und viele Prellungen am ganzen Körper. 'Die Schmerzen sind fast unerträglich', klagt Edeltraud Neuber aus Füssen, die nach dem Unfall mit dem Hubschrauber ins Kemptener Klinikum eingeliefert worden war und jetzt in der unfallchirurgischen Abteilung liegt. 'Alles ging unglaublich schnell', schildert die Füssenerin. 'Von unten' sei der Doppelsessel, in dem sie saß, plötzlich von einer Windböe erfasst worden. Sie sei in dem Sessel hinaufgeschleudert worden, 'dann ging es gleich runter'. Sie sei aus dem Sitz katapultiert worden und auf der harten Piste aufgeschlagen.
Mehr Glück im Unglück hatten die beiden Wintersportler, die im dahinter laufenden Doppelsessel saßen. Sie wurden zwar auch aus dem Lift geschleudert, landeteten aber im Tiefschnee, der die Aufprall-Wucht minderte. Nach Angaben des Reuttener Gendarmerie-Majors Egon Lorenz hatte die von der Seite kommende plötzliche Windböe dazu geführt, dass das Seil der Bahn an einer Liftstütze aus der so genannten 'Rollen-Batterie' (mehrere hintereinander angeordnete Laufrollen) sprang. Dadurch kam es zu einem gewaltigen Ruck, der die Frau aus dem Sessel katapultierte. Nun müsse untersucht werden, ob ein schuldhaftes Verhalten des Betriebsleiters oder eines Maschinisten der Liftgesellschaft vorliege, sagte Lorenz. Nach Angaben der Gendarmerie in Reutte hat es einen derartigen Unfall im gesamten Tiroler Bezirk noch nie gegeben. Laut Wolfgang Moosbrugger, Geschäftsführer der Tannheimer Bergbahnen, ist die Sesselbahn gestern wieder in Betrieb genommen worden. Eine technische Untersuchung von unabhängiger Seite habe keine Hinweise auf irgendeinen technischen Defekt geliefert. Die Bahn war zwar schon 1972 erbaut, danach aber bereits einmal modernisiert worden. Zuletzt war die Anlage nach Angaben Moosbruggers im Jahr 2000 generalüberholt worden. Alle vorgeschriebenen Halbjahres-Untersuchungen seien stets erfolgt.